: Wilder Mann
■ Initiative fordert: Bürgerhaus Weserterrassen soll Bellicchis „Männerworkshops“ absagen
Krach um den „neuen wilden Mann“: Die lesbisch-schwule Initiative „Suspekt“ und Männergruppen protestieren gegen die Vorträge des Amerikaners John Bellicchi am Donnerstag und Freitag im Bürgerhaus Weserterrassen. Bellicchi bekennt sich ihrer Meinung nach offen zu Faschismus und Rassismus und ruft zur Gewalt gegen Frauen auf. Ein „Männerworkshop“ dagegen tritt zur Verteidigung des umstrittenen Männerdozenten an und will die „diffamierenden und absurden Äußerungen über Bellicchi nicht weiter tolerieren.“ Das Bürgerhaus entschied gestern nach Redaktionsschluß darüber, ob die Veranstaltung abgeblasen werden soll oder nicht.
John Bellicchi tourt mit seinen Vorträgen und Männerworkshops durch die Welt, um seine Dienste als „internationaler Beziehungsberater“ anzubieten. In nach Geschlechtern getrennten Seminaren unterrichtet er Frauen über „Einsichten in männliche Realitäten“ und Männer darüber, daß es „o.k. ist, ein Mann zu sein“. Die Initiative „Suspekt“ wirft ihm vor, die „unangefochtene Macht der Männer über die Frauen zu propagieren und zur Vergwaltigung von Frauen aufzurufen“. Als Beweis zitieren sie Bellicchi unter anderem mit den Worten: „Ein Mann muß die Kraft haben, Frauen zu verletzen, er muß durchschneiden, penetrieren, verletzen.“ Die Meinungsfreiheit soll für Bellicchi nicht gelten, der sich in einem Interview als „Faschisten und Rassisten, aber nicht im praktisch-politischen Sinn“ begreift, sondern meint, daß „wir alle destruktive, psychopatische, unsoziale Tendenzen, auch Frauenhaß, in uns haben.“
Bellicchi den Rücken stärken will dagegen ein „Männerwork-shop“, der den Amerikaner von seinen GegnerInnen falsch zitiert sieht. „In seiner Arbeit ermuntert Bellicchi Männer, ihre Kraft und Stärke sinnlich und verantwortungsbewußt zu entwickeln, statt sich in Verweigerung oder Gewalt zu flüchten. Seine Statements sind zu ernsthaft, als daß irgendeiner extremen Splittergruppe das Recht hätte, ihn in der Ausübung seiner elementaren Grundrechte zu behindern.“
Eine solche Störung gab es letzte Woche in Hamburg: Eine Veranstaltung mit dem Amerikaner mußte wegen einer Gegendemonstration zweimal verlagert werden und fand schließlich in einer Privatwohnung statt. Urteil der Hamburger taz über die Veranstaltung: „Ein Profi-Sabbler für Männergruppen, ein dreitägiger Workshop für 990 läppische Mark.“ bpo
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen