Wieso die gewalt in mecklENburg-Vorpommern zunimmt: Braune Schläger unterwegs
In Mecklenburg-Vorpommern ist die Zahl rechter Gewalttaten im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Der Beratungsverein für Betroffene rechter Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern, Lobbi, registrierte 130 Gewalttaten von Rechtsextremen und Rassisten – rund 220 Menschen waren betroffen. Seit 15 Jahren besteht der Verein und „so viele Angriffe haben wir noch nie gezählt“, sagt Robert Schiedewitz von Lobbi.
Mehr als jeder zweite Übergriff sei rassistisch motiviert gewesen, so Schiedewitz. Auch Flüchtlingshelfer seien angegriffen worden. 2014 hatte Lobbi 84 Angriffe gezählt mit 141 direkt Betroffenen.
„Neben den enorm gestiegenen Angriffszahlen ist noch von einer hohen Dunkelziffer auszugehen“, berichtet Schiedewitz. „Häufig erfahren wir von einem Angriff nur, wenn er polizeibekannt ist und in der Folge öffentlich wird.“ Von den 130 Übergriffen, die Lobbi 2015 gezählt hat, wurden nur 100 zur Anzeige gebracht. Viele Opfer verzichteten aus Angst vor weiteren Übergriffen auf eine Anzeige oder weil ihnen „das Vertrauen in die Strafverfolgung fehlt“, sagt Schiedewitz. Der Beratungsverein Lobbi erfahre von Vorfällen nur deshalb, weil sie in den Regionen gut vernetzt seien.
Der Anstieg der Gewalt hängt für Berater wie Schiedewitz mit der Debatte über die Flüchtlinge und den zunehmenden Protesten gegen die Asylpolitik zusammen. Allein in Mecklenburg-Vorpommern zählte Lobbi 2015 rund 150 Aufmärsche oder Kundgebungen gegen bezogene oder geplante Unterkünfte für Flüchtlinge. „Eine rassistische Mobilisierung bisher nicht gekannten Ausmaßes“, nennt Schiedewitz das.
arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland
Er fordert für den anstehenden Wahlkampf für die Landtagswahl im September eine „klare Positionierung der Landesregierung“ und kritisiert die Medien. Eine Berichterstattung, die vorgebe „nüchtern Ängste und Sorgen der Menschen aufzunehmen, übernimmt die PR der rechten Agitatoren“.
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