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Wieso Eine Bürgerinitiative Friedland als Problem siehtBraune Schreiberlinge

Foto: Jungsfoto: dpa

Flüchtlinge kommen seit 1945 ins Grenzdurchgangslager Friedland im Landkreis Göttingen. Viele Vertriebene, Kriegsheimkehrer und später DDR-Bürger starteten von hier in ein neues Leben und daher wird Friedland gern „Tor zur Freiheit“ genannt. Das sähe die Bürgerinitiative „Asylbewerberstopp“ am liebsten geschlossen.

Friedland ist eine der Erstaufnahmeeinrichtungen in Niedersachsen. Es ist für 700 Menschen ausgelegt, derzeit sind hier rund 3.000 Geflüchtete untergebracht. Diese Überbelegung ist einer der Gründe, warum es am Montag zu Auseinandersetzungen zwischen etwa 100 Menschen aus dem Irak und Afghanistan kam.

Diesen Vorfall, den ein Kuss eines Irakers auf die Wange einer verheiraten Afghanin ausgelöst haben soll, postete die Bürgerinitiative auf ihrer Facebook-Seite. Hier erklärte sie, ihr Ziel sei, „auf legalen Wegen (...) die Zuflut von Asylbewerbern in Friedland und Umgebung zu stoppen“.

Und sie bietet an: „Sie werden auch von den Asylbewerbern beschimpft? (...) Ihr Hof und Garten wird ohne Erlaubnis betreten?“, dann „haben Sie hier die Möglichkeit, ihren Unmut lautstark zu äußern“. Ausländerfeindlich seien sie nicht, versichern sie, aber „Friedland und die umliegenden Dörfer“ sollen „wieder sauber“ und sicherer werden.

Andreas Speit

arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland

Die Initiative veröffentlichte auf ihrer Face­book-Seite ein Bild des Heimkehrerdenkmals in Friedland und ergänzte es mit dem NPD-Motiv „Asylflut stoppen“. Zwar fehlte das Parteilogo, aber „die Macher sind zumindest NPD-nahe“, sagte der Grünen-Politiker Fritz Vo­kuhl. Und der Stadtrat Bad Lauterberg kommentierte, dass „jeden Tag über 400 Frauen Opfer deutscher Sexualstraftäter werden“. Auch über diese Straftaten der „deutschen Täter“ sollte die Initiative doch berichten. Das aber, so Vokuhl, „passt vermutlich nicht zum Weltbild der braunen Schreiberlinge“.

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