: Wieder jüdische Friedhöfe geschändet
Stuttgart (ap) — Die Serie der Verwüstungen auf jüdischen Friedhöfen in Baden-Württemberg reißt nicht ab. Wie das baden-württembergische Landeskriminalamt gestern in Stuttgart mitteilte, wurden in der Nacht zum Sonntag die KZ-Friedhöfe in Vaihingen/Enz und in Markgröningen-Unterriexingen von bislang Unbekannten geschändet. In Vaihingen wurden den Angaben zufolge 138 Grabsteine mit Hakenkreuzen und SS-Runen besprüht. Ebenso wie in Unterriexingen wurden auch in Vaihingen der Eingang des Friedhofs und die Mauern mit Naziparolen beschmiert.
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart leitete in beiden Fällen Verfahren gegen Unbekannt wegen Volksverhetzung, Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Störung der Totenruhe und Sachbeschädigung ein. Für Hinweise auf die Täter wurde eine Belohnung von 3.000 Mark ausgesetzt. Die Ermittlungen wurden von der beim Landeskriminalamt gebildeten Sonderkommission „Jüdische Friedhöfe“ übernommen. Diese zehnköpfige Abteilung war gebildet worden, nachdem sich die Zahl der antisemitischen Friedhofsschändungen in Baden-Württemberg seit dem letzten Jahr mehrte. Seit Beginn dieses Jahres sind mehr als zehn der insgesamt 150 Friedhöfe im Südwesten verwüstet worden.
Als aufgeklärt betrachtet das Landeskriminalamt eine Reihe von Grabschändungen im vergangenen und in diesem Jahr: die Schändungen vom 31. Dezember 1989 in Kusterdingen/Wankheim bei Tübingen, vom 15. Juli in Tübingen, vom 28. Juli in Stuttgart-Bad Cannstatt sowie die Zerstörungen vom 31. August in Hechingen und Tübingen. Den Ermittlern der Sonderkommission des Landeskriminalamtes war es am 13. September gelungen, zunächst zwei Männer im Alter von 20 und 23 Jahren aus Stuttgart und Tübingen festzunehmen. Sechs Tage später wurden ein 20jähriger Schüler aus dem Raum Hechingen und eine 19 Jahre alte Friseuse aus Nürnberg gefaßt, denen ebenfalls Beteiligung an den fünf Anschlägen zur Last gelegt wird.
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