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Wieder ein Stückchen mehr zur Hauptstadt

■ Entscheidung über Palastabriß Mitte 1996 / Historisierende Bauakademie

Die Zukunft des vom Abriß bedrohten Palastes der Republik soll bis Mitte dieses Jahres endgültig geklärt sein. Außer dem Konzept zur Asbestsanierung werde die künftige Nutzung des Schloßplatzes festgelegt, sagten gestern Bundesbauminister Klaus Töpfer und der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen nach der Sitzung des Gemeinsamen Ausschusses zur Hauptstadtplanung. In drei bis vier Monaten, so Diepgen unisono mit Töpfer, könne entschieden werden, wie genau die Palastsanierung vonstatten gehen müsse und ob die Entfernung der rund 750 Tonnen Spritzasbest einen Totalabriß nach sich ziehen werde.

Über die Nutzung des zentralen Schloßplatzes gibt es zwischen dem Bundesbauminister und dem Regierenden Bürgermeister unterschiedliche Meinungen. Während Töpfer sich dort hauptstädtische Kultur-, Kongreß- oder Tagungspaläste vorstellen kann, „die urban und eingebunden sind in die Stadtstruktur“, sieht Diepgen den Standort „geeignet für Einrichtungen europäischer Dimension“. Klarheit herrscht dagegen über die Zukunft für das Umfeld des Schloßplatzes. „Bonn und Berlin sind sich einig, die Bauakademie in historischer Form wiederzuerrichten“, sagte Töpfer. Berlin werde dazu ein Investorenauswahlverfahren anstrengen.

Zugleich soll der Schinkelplatz vor der 1961 gesprengten Bauakademie wiedererstehen. Dem Auswärtigen Amt, das in der früheren Reichsbank untergebracht wird, soll der unmittelbare Bereich vor dem Gebäude für einen Neubau zugeordnet werden. Der Platz stehe für eine „öffentliche Nutzung nicht zur Verfügung“, so Töpfer. Gegenwärtig würden 60 Architekturentwürfe in einer zweiten Runde gesichtet. Eine Entscheidung für den Erweiterungsbau des Außenministeriums soll noch in diesem Jahr fallen.

Thema im Gemeinsamen Ausschuß war auch das veränderte Unterbringungskonzept für die Ministerien. Während für das Arbeitsministerium der einstige Goebbelsbau in der Mauerstraße frei gemacht werden soll, gibt es für das Bauministerium sowie das Innenministerium keine Festlegungen. Töpfer kündigte an, daß bis März eine Entscheidung über den endgültigen Standort des Innenressorts fallen soll. Vier Gebäude seien in der engsten Wahl.

Über den Koalitionsbeschluß, die Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 vom Alexanderplatz bis zum Lehrter Bahnhof zeitlich „zu strecken“, soll es nach Meinung von Diepgen neue Gespräche geben. Er gehe davon aus, daß „in dieser Legislaturperiode der U5-Teilbauabschnitt bis zum Reichstag“ fertiggestellt werde.

Töpfer kündigte an, daß am 14. März mit dem Bau des 90 Millionen Mark teuren Bundespräsidialamts im Tiergarten begonnen werde. Rolf Lautenschläger

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