■ Wieder Fälschung: Grüner Untergrund?
Vorwärts im Kampf gegen die gefälschten Pressemitteilungen! Nach dem Fake, der BUND kollaboriere mit Tupperware (taz 3.8.) flattert e gesternunter dem Briefkopf der „Grünen in der Bürgerschaft“ eine Pressemitteilung in die Redaktionsstuben, betitelt: „Grüne präsentieren ultimativen Tunnelvorschlag“. Als Reaktion auf den vorgestrigen CDU-Vorschlag, die Martinistraße zu untertunneln, bietet eine Frau „Elisabeth Hackstein“ die grüne Lösung für die Stadt an: „Die grüne Fraktion hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, einen sechsspurigen Tunnel vom Europahafen bis zum Hemelinger Spitzbunker (!) zu bauen. Nicht kleckern, sondern klotzen ist die Devise!“
Das geschmacklose Elaborat, deutlich darauf angelegt, die grüne Klientel zu verwirren, kommt in der Form einer knallhart komischen, gnadenlos humorvollen Satire daher - also in der Textform, deren Abstand zur gewöhnlichen grünen Pressemitteilung am größten ist. Ob das „attraktive Weserufer am Osterdeich zu einem Bummelboulevard umgestaltet“ werden soll oder sich die angebliche „Biologin Elisabeth Hackstein“ schon immer gern „mit Maulwürfen beschäftigt“ habe - mit dieser Art von brilliant-ätzender Sprachjonglage hat sich der Fälscher gründlich im grünen Ton vergriffen. Das Tunnelinnere sei in einem „für die Augen wohltuenden changierenden blaugrün auszugestalten“, so Frau „Hackstein“ - eine geschliffenere Polemik fiele uns so schnell nicht ein.
Wer noch einen letzten Beweis braucht, bitte sehr: „In einer Blitzaktion hat der grüne Fraktionsgeschäftsführer Rainer Oellerich-Boehme (sic!) per Telegramm die Zustimmung aller im Urlaub weilenden grünen Abgeordneten eingeholt.“ Dabei weiß doch jeder, daß Grüne im Urlaub nicht zu erreichen sind: Hermann Kuhn im Zelt auf Island, Marieluise Beck-Oberdorf im kroatischen Schützengraben und Martin Thomas im Vogelschutzgebiet, das er mit dem Motorrad durchpflügt. Für Telegramme unerreichbar!
Burkhard Straßmann
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