piwik no script img

Wieczorek-Zeul über Klimaschutz in Ecuador"Beispielhaftes Projekt"

Die frühere Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul hofft auf eine Fortsetzung des Yasuní-Projekts. Das Maß an ökologischem Umdenken in Ecuador sei beeindruckend.

Das Yasuni-Projekt hat das Ziel, die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten. Blick auf eine Pipeline im Yasuni Nationalpark in Equador. Bild: dpa
Interview von Gerhard Dilger

taz: Frau Wieczorek-Zeul, was halten Sie von den Plänen Ihres Nachfolgers Dirk Niebel, der Dschungel-statt-Öl-Initiative für den Yasuní-Park die Unterstützung zu entziehen?

Heidemarie Wieczorek-Zeul: Ich habe, wie auch der deutsche Bundestag, die Yasuní-Initiative immer außerordentlich unterstützt. Deswegen hoffe ich, dass diese Unterstützung fortgesetzt wird, zumal ja jetzt auch der Treuhandfonds beschlossen ist. Diese Initiative ist doch beispielhaft in ihrem Verzicht auf die Ölförderung und dem Ziel, die natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten.

Wie erklären Sie sich, dass Herr Niebel gerade jetzt die Unterstützung aufkündigt?

Wie soll ich jetzt darüber spekulieren? Da müssen Sie ihn schon selber fragen.

ap
Im Interview: 

Heidemarie Wieczorek-Zeul

Jahrgang 1942, ist seit 1987 Mitglied der Bundestags (SPD). Von 1998 bis 2009 war sie Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Sie besucht zurzeit den Millenniumsgipfel der Vereinten Nationen in New York.

Gibt es im FDP-geführten BMZ einen neuen Blick auf das "linke" Südamerika?

Das kann ich nicht beurteilen. Ich finde, wir haben als Bundesrepublik ein hohes Interesse, fortschrittliche Länder wie Ecuador bei ihrer Haltung gegen Umweltzerstörung zu unterstützen. Und auch die Linie von Evo Morales in Bolivien habe ich immer unterstützt.

Noch einmal: Warum ist Ihr Nachfolger gerade dabei, im Fall Ecuador den Konsens der letzten Jahre zu zertrümmern?

Das weiß ich nicht. Ich engagiere mich dafür, dass in dieser Frage Kontinuität erhalten bleibt. Ich werde mich dafür einsetzen, dass wir im Bundestag weiterhin an einem Strang ziehen. Letzten Freitag habe ich eine Podiumsdiskussion mit dem ecuadorianischen Planungsminister gehabt - was er zu dem Umdenken in Ecuador gesagt hat, fand ich hoch interessant! Ich war beeindruckt von dem Maß an ökologischem Umdenken in Ecuador bis hin zur Frage einer Änderung ihrer Verfassung in diesem Sinne.

Kennen Sie das verschlüsselte Fernschreiben, in dem sich im Februar 2009 die deutsche Botschaft in Quito für die Ölförderung im Yasuní-Nationalpark stark gemacht hat?

Nein.

Die Grüne Ute Koczy meint, auf der BMZ-Arbeitsebene habe es seit jeher Probleme bei der Unterstützung des ecuadorianischen Regierungsvorschlags gegeben. Können Sie das bestätigen?

Was ich politisch entschieden habe, war auch immer die Linie des Hauses.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • E
    Ernst

    @@EnzoAduro: Kann man die Situationen wirklich vergleichen? Einer solchen Drohung zur Zerstörung kann man natürlich nicht nachgeben und muss ihr dann ggf. mittels anderer Sanktionen oder eben Nichtbeachtung begegnen.

    Wenn aber die Garantie zum Erhalt etwas faktisch Bedrohten angeboten wird und diese auch entsprechend abgesichert werden soll, dann kann man sich durchaus überlegen dies unterstützenswert zu heißen, sprich ggf. auch entsprechend finanziell zu honorieren.

    Die von dir beschworene Gefahr dadurch anfälliger für Öko-Erpressung zu werden sehe ich nicht!

  • MV
    mein Vorschlag

    Wirklich Beispielhaft! Könnte ein gutes Beispiel für die verfahrene Atomausstiegsdiskussion bei uns sein. Lassen wir doch einfach andere Staaten einen Beitrag an uns zahlen, dafür dass wir die Kraftwerke abschalten. Mit dem Geld wäre dann auch die Atomlobby zufrieden und wir könnten den Ausstieg schneller durchziehen als gedacht.

  • E
    @EnzoAduro

    Guter Denkanstoß.

    Man stelle sich mal vor, in Brasilien putscht sich irgendein Verrückter an die Macht und findet das Beispiel Ecuadors ganz toll. Er verkündet also, innerhalb eines Jahres ein paar Millionen Hektar Amazonaswald abzuholzen, es sei denn die Staatengemeinschaft zahlt x Dollar pro Hektar, der unberührt bleibt. Werden wir dann auch applaudieren, von einer bahnbrechenden Idee sprechen und so schnell wie möglich Geld überweisen?

  • E
    EnzoAduro

    Zahlen die Südamerikaner den Brandenburgern auch was damit Sie mit dem Braunkohlegebuddel aufhören? Oder könnte man das verrechnen? Und was ist mit Kanada?

     

    Wir öffnen hier das Tor zu einem Androhtum das wir kaum abschätzen können. Jedes Arme Land wird behaupten im Jungel irgendwas schlimmes zu machen und den Betrag X zur Unterlassung fordern. Durch die Globalisierung verschiebt sich die Macht auf der Welt - die Verantwortung sollte es auch endlich!