Marmor Stein und Eisen Brecht: Wie man böse wird
■ Eine Wortmeldung zum 100. Geburtstag
Ich begegnete Brecht das erste Mal zusammen mit dem Alkohol. Wilde Industriestadtpoeten hakten mich, 17jährig, unter und brachten mir bei, auf offener Straße zu singen: Dr Männsch is gar nich gut / drum hautn offn Hut / hastu ihn offn Hut gehaut / dann wirder vielleicht gut! Ich tauschte meine Hornbrille gegen eine Nickelbrille und beschloß, böse zu werden. Der Mix aus Wein und Wahrheit, Brecht also, rettete uns über die Zeiten des spießigen Konsumsozialismus in die des spießigen Computerkapitalismus. Heute können wir nun, von Freiheit bekifft und bekloppt, wieder getrost zusehen, wie zum Tode verurteilt wird der, der wegen Mangel an Geld / was das größte Verbrechen ist / das auf dem Erdenrund vorkommt, nicht mehr in der Lage ist, das Glück öffentlich zu beschreien. Kerstin Hensel (Schriftstellerin)
Foto: Peter Peitsch
wird fortgesetzt
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