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Wie eine Hammelherde

[...] Ich finde es unbegreiflich, daß das Angebot der Waffenruhe für die orthodoxen Ostertage abgelehnt wurde, statt in diesen drei Tagen zu prüfen, ob es ernst gemeint war und weitere Verhandlungen möglich macht. Inzwischen wird die Entsendung von Bodentruppen erwogen, Einrichtungen in Montenegro werden bombardiert, Einsätze sollen von Albanien aus stattfinden. Wie sollen diese Länder jemals wieder in Frieden nebeneinander leben?

Daß die Europäer einschließlich des rot-grün regiertenDeutschlands wie eine Hammelherde hinter den kurzschlüssigen und gefährlichen Entscheidungen der USA hinterherlaufen, daß sogar Fischer mit keiner Geste, keinem Wort Bedenken und Kritik äußert, finde ich schrecklich und beschämend, und ich werde aus der grünen Partei, der ich von ihren Anfängen an angehöre, austreten, wenn er sich nicht deutlich gegen eine Fortsetzung des völkerrechtswidrigen Unternehmens wendet und konstruktive Vorschläge für neue Verhandlungen, möglichst unter UNO-Vorsitz, einbringt. Miltärisches Eingreifen könnte meines Erachtens nur in der Einrichtung von Schutzzonen für die Vertriebenen bestehen.

Grundsätzlich sollte eine europäische Politik darauf gerichtet sein, der permanenten Demontage der UNO durch die USA entgegenzutreten und die angemaßte Rolle des „Weltpolizisten“ nicht zu akzeptieren. Haben wir Europa gemacht, um uns in blinder Nibelungentreue von einem machtbesessenen Partner am Gängelband führen zu lassen?

Ruth Rehman, Mitglied des PEN und der Bayerischen Akademie der Schönn Künste, Trostberg

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