piwik no script img

Wie das Manna vom Himmel

Es gibt viele Gründe, die taz hamburg zu lesen. Und sicher auch ein paar, sie nicht zu lesen. Einer der Gründe, sie zu lesen, könnte sein: Die taz hamburg konfrontiert ihre LeserInnen immer wieder mit Dingen, die niemand erwartet hat. Gelegentlich macht sie sogar ihre eigene Misere transparent und beansprucht dann noch kackfrech, damit demokratische Prinzipien zu wahren und für eine Leser-Blatt-Bindung der ganz anderen Art zu sorgen.

Nehmen wir doch einmal die Seite, die Sie gerade in den Händen halten. Richtig, sie sieht ganz anders aus als sonst. Auch das hat natürlich Gründe. Allerdings solche, die weniger die Gründe betreffen, die taz hamburg zu lesen, als jene, bei der taz hamburg zu arbeiten. Von einem allerorten ausgemachten Ende oder einer Krise der Arbeit ist hier bislang, ehrlich gesagt, wenig zu spüren; gelegentlich wähnen wir uns auch schon mal in Manchester. Und dass, wo doch heute jede Werbeagentur nach den Selbstausbeutungs- und Identifikationsprinzipien einstiger „Alternativ“-Ökonomien funktioniert. Kurzum: Zu tun haben wir mehr als genug.

Bisher haben wir das auch billigend in Kauf genommen, um auch ohne potenten Sponsor im Rücken eine linke Tageszeitung produzieren zu können. Der Preis dieser Belastung war insbesondere in der Kulturredaktion hoch: Sechs RedakteurInnen wurden in den letzten vier Jahren verschliessen. Wenn es nach den Plänen unserer Geschäftsführer geht, dann muss diese Zeitung bald nicht nur ohne Kapital, sondern auch ganz ohne Redakteure gemacht werden. Wie das Manna soll sie vom Himmel fallen. Diese Politik hat im Hause eine lange Tradition und betrifft alle Ressorts. Als wir erfahren haben, dass nach der Kündigung amtierenden beiden Kulturredakteure wieder einmal eine Stelle im Haus gestrichen werden solle, war für uns endgültig das Ende der Fahnenstange erreicht. Die Kulturredaktion ist mit dem gestrigen Tage in den Streik getreten.

Wir sind nicht länger bereit, individualisierte Lösungen, Kündigungen, Kürzungen und Nicht-Neubesetzungen in Kauf zu nehmen. Wir fordern stattdessen:

1.) Die Wiederbesetzung beider Kulturstellen ohne Wenn und Aber.2.) Verbindliche Regelungen im Urlaubs- und Krankheitsfall.3.) Aufnahme von Gesprächen über die Zukunft dieses Hauses, um ewige Provisorien zu beenden und zu verbindlichen Regelungen bezüglich Arbeitszeit, Arbeitsbedingungen et cetera. Im Namen aller an diesem Projekt Beteiligten.

Eigentlich Selbstverständlichkeiten, sollte man meinen. Darum besteht die große Chance, schon bald an dieser Stelle wieder über das Hamburger Kulturleben informiert zu werden. Darum: Kündigen Sie Ihr Abo nicht. Unterstützen Sie uns lieber.

Tobias Nagl, Eberhard Spohd(Kulturredaktion)

„The revolution will not be televised, the revolution is here.“ Common/“The 6th sense“

„Because there`s no way to delay the trouble comin` every day“ Frank Zappa/“Trouble every day“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen