Wie Rechtsextreme es aus der Szene schaffen: Ein Mann und sein Ausweg
Den Absprung geschafft haben in den letzten Jahren Vertreter der „nationalen Bewegung“ von den Autonomen Nationalisten bis hin zur NPD: Knapp 500 Rechtsextreme fanden alleine über die Ausstiegsinitiative „Exit“ in Berlin den Ausweg aus der Szene. Selten waren es allerdings überzeugte Ideologen, die ausstiegen. Stefan Rochow ist einer dieser wenigen „geistigen Brandstifter“ und „organisatorischen Strippenzieher“, wie er seine ehemalige Funktion selbst bezeichnet. Von Schwerin aus will der 40-jährige Journalist nun mit „Exit“ frühere Gesinnungskameraden zum selbigen bewegen.
Dieser Regionalableger plant im gesamten Norden, Ausstiege zu ermöglichen. „Aus vielen Gesprächen mit nach außen gefestigten Parteimitgliedern weiß ich, dass da auch Zweifel sind, an der Gesinnung und an dem Leben, das da geführt wurde“, sagt der ehemalige Bundesvorsitzende der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“. Er hofft, so auch Kader zu erreichen. „Ein Selbsthinterfragen, aber dennoch weitermachen kenne ich von mir selbst.“ So ein Ausstiegsprozess verlaufe über Jahre. Rochow schaffte es 2008, weil das propagierte Weltbild und die gelebte Wirklichkeit von Parteikadern ihn zunehmend befremdeten, dann kam die neue Liebe und die Hinwendung zum Katholizismus.
Schon sein Szeneeinstieg unterschied Rochow von vielen anderen: Als Pädogik-Student bekam er in Greifswald nicht durch die subkulturell-rechtsextreme Szene erste Kontakte. Über die „Junge Landsmannschaft Ostpreußen“ gelangte er zu rechtsextremen Burschenschaften bis hin zur NPD.
arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.
2013 arbeitet er seine Vita in der Autobiographie „Gesucht –Geirrt –Gefunden“ auf. Damit eckte er nicht bloß bei der damaligen Szene an. Es wird ihm vorgeworfen, einen Glauben gegen den anderen ausgetauscht zu haben. Rochow will nicht ewig von einem Irrweg reden. Nun will er lieber beraten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen