: Widerworte eines Heimatlosen in der SPD
■ SPD: Elste kooptiert Umweltsenator / Vahrenholt will kein „Rechter“ werden
Bisher lief alles vorbildlich. Der SPD-Kreis Wandsbek, Hauptquartier des rechten Parteiflügels, zeigte in der Parteienverdrossenheit Festigkeit. Vorstands-Rekrutierung aus dem Kader-FF, Abfindung entbehrlich gewordener Funktionsträger nach alter SPD-Sitte. Alles ganz vertraut. Bis heute: Fritz Vahrenholt, Umweltsenator und designiertes Wandsbeker Parteivorstandsmitglied, widerspricht Günter Elste, Vorsitzender der SPD-Rathausfraktion und designierter Wandsbeker Parteichef. Öffentlich!
Aber beginnen wir von vorn: Ganz im Gegensatz zur sozialdemokratischen Landesorganisation hatten sich die beiden inoffiziellen Oberhäupter der sogenannten Wandsbek-Connection, Henning Voscherau und Günter Elste, in den vergangenen Monaten darauf geeinigt, daß der ein wenig verwahrloste Kreisverband auf Vordermann gebracht werden müsse.
Doppel-Beschluß: 1. Der bisherige Kreisvorsitzende und Ex-Senator Peter Zumkley wird gefeuert und erhält als Entschädigung für reuiges Stillschweigen ein Bundestagsmandat. 2. Fraktionschef Günter Elste wird gleichzeitig Kreisvorsitzender in Wandsbek, um den „Kreis wieder in Ordnung zu bringen“, wie er selbst gerne bescheiden anmerkt.
Wie man sich das vorzustellen hat, erläuterte Elste dann am Montag in der Tageszeitung Die Welt. Über Personalpolitik zum Beispiel. Mitglied des Kreisvorstands Wandsbek solle Umweltsenator Fritz Vahrenholt werden, verkündete Elste, um das politische Gewicht des rechten Lagers noch ein wenig zu stärken. Was den der politischen Lage in der SPD-Wandsbek nicht unkundigen Welt-Redakteur zu der Bemerkung veranlaßte, daß Elste seinen Willen auch durchsetzen werde. Vorstandswahlen in Wandsbek bergen selten Überraschungen.
Von daher konnte Elste auch schon mal ganz väterlich sein: Vahrenholt habe bisher im parteiinternen Niemandsland umhergeirrt. Es werde Zeit, daß „der Junge ein ordentlicher Rechter wird und endlich eine Heimat in der Partei hat.“
Doch der Junge hat Widerworte. Hier sind sie, exklusiv und leider auch gekürzt: „In dem vermeintlichen Niemandsland zwischen den Parteiflügeln bin ich bisher nicht umhergeirrt, sondern habe mich ganz wohl gefühlt. Wenn ich mich jetzt verstärkt in der SPD engagiere, tue ich das (...) schon gar nicht, um ein ordentlicher Rechter zu werden, sondern weil ich der Meinung bin, daß das Thema Umweltpolitik in der Hamburger SPD auch personell gestärkt werden muß. (...) Es gibt keine rechte und keine linke Umweltpolitik“ ... undsoweiterundsoweiter.
Also, Achtung Wandsbeker! Der Mann könnte Euch den Laden durcheinanderbringen. Uli Exner
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