■ Kommentar: Widerwärtige Hetze
Die kühl kalkulierenden Manager in der Bauer-Chefetage werden an ihrem Sudel-Köpcke festhalten, solange nur die Auflage seines Blattes stimmt. Hauptsache die Kasse stimmt. Und sie werden auch beim nächsten Mal einen Aufruf zur Lichterkette gegen Toleranz und Ausländerfeindlichkeit unterschreiben. Kost ja nichts und bringt positive Schlagzeilen.
Es ist widerwärtig. Und es ist lange an der Zeit, daß sich Hamburgs Unternehmer und Politiker Gedanken darüber machen, wie sie umgehen wollen mit den publizistischen Brandschatzern in dieser Stadt, die sich nicht scheuen, die Lunte an das nächste Mölln, an das nächste Solingen zu legen.
Dazu muß man nicht die Pressefreiheit einschränken. Wenn Handelskammer und Unternehmen sich und ihre Sonntagsreden beim Wort nehmen, daß Hamburg sich schon aus Standort-Gründen Ausländerfeindlichkeit nicht leisten kann, dann sind sie durchaus dazu in der Lage, Druck auf den Bauer-Verlag auszuüben. Man muß ja nicht unbedingt Geschäftsbeziehungen zu einem Verlag unterhalten, der noch nicht einmal dazu in der Lage, sich von der Köpcke-Hetze zu distanzieren.
Und was ist mit den Politikern, die nicht müde werden, die weltoffene Medienmetropole Hamburg zu preisen? Ist es zuviel verlangt, sich gleichzeitig von jenen Medienkonzernen zu distanzieren, die rassistische Parolen verbreiten, statt sie weiterhin zu hofieren, zu Senatsempfängen zu laden, gemütlich small-talk zu halten? Ist es zuviel verlangt, die Brandstifter beim Namen zu nennen, wenn man sie kennt? Damit das endlich geschieht, müssen wahrscheinlich auch in Hamburg erst noch Kinder verbrennen.
Uli Exner
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