: Widerstand gegen Intervention
■ Die Regierung der Komoren will mit militärischer Gewalt die Abspaltung zweier Inseln beenden – bisher ohne Erfolg
Nairobi/Moroni (AP/AFP/taz) Der Versuch der Zentralregierung der Komoren-Inseln, die abtrünnige Insel Anjouan mit militärischer Gewalt wieder unter Kontrolle zu bringen, stößt offenbar auf erhebliche Probleme. Die auf die Insel entsandten Soldaten forderten gestern Verbandsmaterial und Medikamente an, kurz nachdem die Regierung erklärt hatte, die Besetzung der Insel sei „ohne Blutvergießen“ und erfolgreich abgeschlossen worden.
Sicher ist nur, daß auf der Insel Anjouan weiter gekämpft wird. Anjouan ist eine von drei Inseln, aus denen die „Islamische Bundesrepublik“ der Komoren im Indischen Ozean zwischen Mosambik und Madagaskar besteht; am 5. August hatte sie sich einseitig unabhängig erklärt und den Wiederanschluß an die ehemalige Kolonialmacht Frankreich gefordert. Auch auf einer zweiten Insel, Moheli, unternahmen Separatisten kurz darauf den gleichen Schritt. Am 15. August hatten sich Regierung und Separatisten verständigt, unter Ägide der „Organisation für Afrikanische Einheit“ (OAU) eine friedliche Lösung der Krise zu suchen. Am 10. September sollte in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba eine Konferenz beginnen.
Offenbar versucht die Regierung von Präsident Mohammed Taki, vor diesen Verhandlungen eine Position der Stärke zu erringen, wenn nicht sogar die Abspaltungen ganz niederzuschlagen und damit Gespräche gegenstandslos zu machen. Schon Ende August hatte Taki eine Verschiebung der OAU-Gespräche gefordert und den als Hardliner geltenden Leiter seiner Garde, Hassan Harouna, zum neuen Generalstabschef ernannt; am Montag begann dieser mit den Vorbereitungen zum Einmarsch. Regierungssprecher Mohamed Abdou Soimadou verbreitete nach Beginn der Intervention am Mittwoch zunächst lauter Unsinn. „Die örtliche Bevölkerung hat die Intervention begrüßt, weil man sie als Geisel gehalten hatte“, behauptete er und sprach von einer „Wiederherstellung der republikanischen Ordnung“. Tatsächlich weht offenbar seit Mittwoch nachmittag wieder die Regierungsflagge über Anjouan. Zugleich wird jedoch berichtet, die Separatistenregierung habe den Hafen mit Fischerbooten blockiert und auch den Flughafen lahmgelegt.
Gestern nachmittag bestätigte die französische Regierung, die die Intervention begrüßt hat, dann die Fortdauer von Kämpfen. Der OAU-Gesandte Yéré äußerte Befürchtungen von einem „Blutbad“ und forderte, die Verhandlungen müßten trotzdem anlaufen, „denn die Militärintervention hat die Probleme nicht gelöst“. D.J.
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