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Wider neue Viren

■ 100 Jahre Tropeninstitut im Kampf gegen gefährliche Krankheiten

Exotische Viren und andere tödliche Erreger haben Reisende bereits im 19. Jahrhundert aus fernen Ländern mitgebracht. Der Hamburger Hafenarzt Bernhard Nocht war schon damals überzeugt, dass Krankheiten wie Cholera und Malaria nur durch mehr Wissen und gute Ausbildung bekämpft werden können. Mit der Gründung des Hamburger Tropeninstituts am 1. Oktober 1900 kam er diesem Ziel ein gutes Stück näher. Gestern wurde das Bernhard-Nocht-Institut (BNI) – die älteste und größte tropenmedizinische Einrichtung Deutschlands – 100 Jahre alt.

„Neue Viren sind auf dem Vormarsch und damit die Gefahr neuer Epidemien“, sagt BNI-Direktor Prof. Bernhard Fleischer. Mindes-tens 30 neue Erreger seien seit 1970 bekannt geworden, die zum Teil auch zu neuen, noch bislang unbekannten Erkrankungen des Menschen führten. Das heute auf hoch ansteckende Tropenkrankheiten spezialisierte Haus auf St. Pauli verfügt deshalb über Stationen, die völlig unter Quarantäne gestellt werden können.

Doch nicht alle Phasen der langen Geschichte waren ruhmreich. Schon während des Ersten Weltkrieges hatten sich die Hamburger Tropenmediziner „ganz in den Dienst eines expansiven Angriffskrieges gestellt“, schreibt der His-toriker Sven Tode in der Jubiläums-Chronik. Ein wichtiges Kapitel in der Aufarbeitung der Vergangenheit stellten laut Tode auch die Nürnberger Ärzteprozesse von 1945/46 dar. Damals wurden einige Tropenmediziner zu langen Haftstrafen verurteilt, weil sie der Menschenversuche in Konzentrationslagern und bei Zwangsarbeitern für schuldig befunden worden waren.

Maja Abu Saman

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