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Wider die Vereinigung

Nie mehr ein Großdeutsches Reich Anerkennung der DDR jetzt  ■ D O K U M E N T A T I O N

Mit folgendem gestern verbreiteten Text wenden sich Mitglieder aus der Friedens-, Umwelt- und Demokratiebewegung gegen westdeutsche Ambitionen auf Vorherrrschaft über die DDR.

Die demokratische Reformbewegung in der DDR hat Veränderungen erreicht, die bis vor kurzem noch unvorstellbar waren. Mittlerweile können wir von der DDR lernen, wie selbstbewußte, couragierte und ausdauernde Menschen Demokratie von unten bewirken können.

Die bundesrepublikanische Antwort auf die Veränderungen in der DDR und die Öffnung der Grenzen ist eine emotional aufgeheizte Deutschland-Euphorie und die Wiederbelegung der reaktionären Wiedervereinigungsdebatte. Es ist dringend nötig, diesem Heim-ins-Reich-Patriotismus, der damit verbundenen Infragestellung der Nachkriegsgrenzen und den dahinterstehenden westdeutschen Großmachtambitionen öffentlich zu widersprechen. Die von Bundesregierung und den meisten Parteien offen vorgetragenen Forderungen nach Angleichung des politischen und wirtschaftlichen Systems der DDR sind kaum noch verhüllte Ansprüche auf Kapitulation und Anschluß ohne Krieg. Wir wollen keine Unterwerfung der DDR als zwölftes Bundesland der BRD und wir wollen kein neues in Europa dominierendes Großdeutschland.

Auch die oppositionellen Gruppen in der DDR wollen keine Wiedervereinigung und keinen Bankrott des Systems, sondern seine radikale Reform, demokratische Mitwirkungsrechte, Freizügigkeit und wirtschaftliche Verbesserungen. Auch nach Einführung eines Mehrparteiensystems wollen die Menschen in der DDR nicht von Bonner Politikern regiert werden.

Wir wollen zwei demokratische deutsche Staaten, in denen die Menschen aufmüpfig und selbstbewußt ihre Rechte wahrnehmen und wo Politik nicht an ihnen vorbei betrieben werden kann. Jetzt ist ein eindeutiges Bekenntnis der Bundesrepublik zum Frieden in Europa nötig, das von der völkerrechtlichen Verbindlichkeit der bestehenden Grenzen ausgeht und allen Spekulationen auf Großdeutschland eine Absage erteilt. Wir fordern die Anerkennung der DDR und ihrer Staatsbürgerschaft. Das Brandenburger Tor ist offen, die deutsche Frage nicht.

Die neue Situation zwischen den beiden deutschen Staaten und in Europa wirft noch viele schwierige Fragen auf, für die es keine einfachen und vorgefertigten Antworten gibt. Darüber wollen wir eine offene gesellschaftliche Diskussion beginnen.

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