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Wider die Pißecke!

■ Wettbewerb von HHA und Fachhochschule: Studierende spendeten Ideen für U-Bahnhof-Nord Von Uwe Scholz

Die Sprache der Architekten mischt in aufregender Weise technisches Deutsch mit reiner Poesie.

Einige wunderbare Beispiele für diese These und gleichzeitig ein Ausblick auf die zukünftige Architektur Hamburger U-Bahnhöfe wurden gestern in einer der zwei verlassenen U-Bahn-Röhren der Haltestelle Hauptbahnhof Nord vorgestellt. In einem Wettbewerb der Fachhochschule Hamburg und der Hamburger Hochbahn (HHA) hatten sich Architekturstudenten Gedanken zum Umbau der Haltestelle der U 2 gemacht. Von „gelassener Wegeführung“ dozierte bei der gestrigen Preisverleihung der FH-Architektur-Professor Christian Pütz, und, besonders anmutig, von „transluziden Wänden“.

Bei weitem anschaulicher wirken die architektonischen Zeichnungen der PreisträgerInnen. Den 1000 Mark schweren ersten Preis bekamen Dirk Engels und Thomas König. Sie planen in ihrem Projekt, die „kathedralenartige“ Schalterhalle nach oben hin öffnen, indem sie das Dach entfernen: Übrig bleibt eine offene Mulde, die von der Straße her einsehbar ist. Durch diese Lösung, meint Thomas König, seien „die Angstgänge“ der durch verwinkelte Räume charakterisierten heutigen U-Bahn-Station verschwunden. Die Ausgänge der Bahnsteige werden an die Erdoberfläche verlegt, das Tageslicht hält Einzug.

Mit dem Begriff der „Reduktion des Unterirdischen“ beschreiben die Preisträger in klassisch architekturpoetischer Manier ihr Projekt. Der Entwurf bietet außer der Idee der offenen Schalterhalle auch sehr durchdachte Details. „Wir mußten bei unseren Planungen unglaublich viele Zwangsmomente des bestehenden Baus berücksichtigen. Besonders Pinkelnischen und dunkle Ecken aus der jetzigen Schalterhalle wegzukriegen, war schwer“, sagt Thomas König, der im neunten Semester studiert. Das Preisträger-Duo hat dafür den Vorschlag gemacht, die Wände der Halle als schräge Rampen neuzubauen und die Rolltreppen zurückzuverlegen.

Außerdem schlagen sie vor, die beiden ungenutzten U-Bahn-Röhren der U 2 durch unterirdische Gänge an die nahegelegene Kunsthalle anzubinden: „Die Röhren sind ein zentraler Ort mitten in der Innenstadt, sie könnten sehr gut für Kunst genutzt werden“.

„Leider können wir die Projekte nicht realisieren“, bedauert Jens Lang, Leiter der Abteilung „Infrastruktur“ der HHA. „Die Preisträger liefern uns aber hervorragende Anregungen für zukünftige Projekte.“ Verschmitzt fügt er hinzu: „Bei kommerziellen Architekten hätten wir so viele Ideen für so wenig Geld nicht bekommen.“ Haltestellen sollen seiner Meinung nach heller werden, zum Beispiel durch Glaswände, die von hinten beleuchtet werden, dunkle Pinkelecken sollen verschwinden.

Auch behindertengerechter wünscht sich Jens Lang die Haltestellen der Zukunft. Letzthin aber zählen für die HHA die bewährten „vandalismusresistenten Lösungen“. Aber vermutlich doch nicht so „vandalismusresistent“, daß in kalten Winternächten geöffnete U-Bahnschächte Obdachlosen vorm Erfrieren retten könnten.

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