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What's hot, what's notSelbstverständlich Ralph Fiennes!

■ Wer braucht schon einen Oscar? Geschmack in und um Hollywood herum

Ein Titel und ein Orden, so wußte Geheimrat Goethe, halten im Gedränge der Menge so manchen Puff und Knuff ab. Für Schauspieler ein hinreichender Grund, auf einen Oscar zu hoffen – ein anderer ist pure Gier, pures Ego. Uma Thurmann in Prada, Sharon Stone in Valentino – da mußte vom weniger berühmten Fußvolk in den vergangenen zwei Jahren einige Energie aufgebracht werden, um mithalten zu können. Acht, zehn Roben ließ man oder frau sich zur Ansicht ins Haus liefern, trug VIELLEICHT eine davon, und das ein einziges Mal, behielt jedoch alle, bezahlte natürlich keine einzige und brachte den Rest anschließend in Hollywoods berühmtesten Secondhandshop.

Nachdem der Oscar also vor allem dazu diente, die Garderobe aufzufüllen, haben die Designer in Hollywood eine künstliche Kleiderverknappung eingeführt. Wenn Ms. Wiehießsiedochgleich, Aufsteigerin, bei Calvin Klein um eine repräsentative Robe bittet, kriegt sie neuerdings keine. Auch Giorgio Armani hat „seine Pappenheimer im Auge“. Schließlich geht es um mehr als schnöde Kleider, vielleicht nicht gleich und unbedingt um Filme, aber doch um die, die in den Kleidern stecken.

Die am schönsten und strahlendsten daherkommenden Filme der Major-Studios gingen bei den Nominierungen für den besten Film leer aus. Madonnas „Evita“ hat nicht genug mit den Statisten kooperiert, „Larry Flynt“ war der Academy als Film zu kontrovers. „Michael Collins“ wiederum war nicht kontrovers genug, und „Hexenjagd“ ließ die Kritiker schlafen. Schlimm ist, wenn man nicht für den Oscar nominiert wird – wie Courtney Love oder Madonna. Das Mitglied einer Oscar-Diskussionsrunde bewertete letzteren Fauxpas ganz richtig: „Keine Oscar-Nominierung bedeutet gewöhnlich, daß man nicht all die richtigen Ärsche geküßt hat – nicht, daß man ein schlechterer oder besserer Schauspieler als die anderen ist. Die alten Säcke bei der Akademie können sich nur an nichts erinnern, was nach ,SEX‘ [Madonnas vor fünf Jahren veröffentlichtem Buch] geschah“, weil das Langzeitgedächtnis im Greisenalter nun einmal besser funktioniert als das Kurzzeitgedächtnis.

Lieblingsnominierte unter den Hollywood-Kollegen war Frances MacDormand („Fargo“) – kein Mensch wünscht ihr Böses, nicht einmal Joel Schumacher. Als Lieblingsfilm reüssierte unerwartet „Shine“, der in diesem Presseorgan hier allerdings nicht besonders gelobt wurde. Sting zu diesem Werk: „Für mich ist ,Shine‘ der beste Film. Ich habe von Anfang bis Ende geweint.“ Ein interessantes Kriterium, dem folgend ich die letzte „Sendung mit der Maus“ für den Oscar nominieren würde: Erzählt wurde die – wahrer Fall – Geschichte des behinderten Mädchens Katharina, das mit sieben Jahren – als es eigentlich über den Berg war – doch gestorben ist.

Nichtamerikaner, so behauptet eine aktuelle Studie, seien weit mehr an der Oscar-Verleihung interessiert als Amerikaner, deren Oscar-Einschaltquote sich mit dreißig Prozent der Haushalte geradezu läppisch ausnehme. Natürlich hat die Academy eine eigene Website eingerichtet, deren größte Lachnummer – der Surfers Choice Poll – verspricht: „Absolutely no animals were harmed in creating this site.“ Meine Oma würde dazu sagen, man kann gar nicht so dumm denken, wie es kommt. Bleibt wild zu fordern: Selbstverständlich muß Ralph Fiennes („Der englische Patient“) mit dem Oscar geehrt werden, denn wer würde nicht für ihn sterben? Wer wäre nicht gern diese Catherine im weißen Kleid und ließe sich dasselbe von ihm reparieren? Wer, um es zusammenzufassen, würde schon einen handwerklich begabten Mann verachten? Anke Westphal

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