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What's hot, what's notDinieren bei De Niro

■ Ausdruckskellnern in Tribeca – Geschmack um Hollywood

Glauben Sie etwa auch, New York sei ein Moloch? Dann lassen Sie sich belehren, daß New York nicht molochiger ist als der Prenzlauer Berg, nur daß New York weniger Hundescheiße zu bieten hat. Nehmen wir zum Beispiel Tribeca, das Triangel „below Canal Street“, welches noch mehr hip und demzufolge teurer sein soll als beispielsweise SoHo. Das ist flaniermäßig nur bescheiden spürbar. Hier ein paar schmuddlige Häuschen, dort eine graue Straßenflucht, in Abständen besiedelt von „Armani Exchange“ und „Aveda“. Waif Chic! Robert De Niro besitzt hier ein kuscheliges Restaurant, den „TriBeCa Grill“, in dem wir kürzlich zu speisen geruhten, nur um Sie, Leser, informieren zu können. Ein kleines Schweinsmedaillon, ein größerer Fisch, „hm“ und „ah“ und zum Schluß ein „Iiih“ – die Rechnung nämlich! Jede männliche Bedienperson des „Grills“ ein Gedicht von mindestens 1,80 Meter Körpergröße und höchstens 3 Millimeter Haarpracht, dazu Gäste in Prada-Mänteln und Thongs, zu deutsch auch Zehensandalen genannt. Robert De Niro, dessen „TriBeCa“-Produktionsfirma im selben Haus residiert, konnte leider nicht direkt an unseren Tisch kommen, weil er zu beschäftigt war, die Suppe des Tages abzuschmecken und Pasta zu schwenken, aber er winkte uns doch von der Küchentür her herzlich zu. Wir schickten selbstverständlich ein kleines Trinkgeld an den Herd.

O unmolochige Metropole! Grüne Bäume, kleine Parks, selbst in Wall-Street-Nähe. Warum zeigt das kein Film? Immer nur der Central Park mit dem Bärendenkmal, wie das Märkische Museum ebenso eins besitzt! Im Theatre District von Manhattan laufen die neuesten Stücke mit Whoopi Goldberg und Sarah Jessica Parker – von letzteren beiden waren wir bisher nicht anzunehmen bereit, daß sie jemals eine Theaterbühne auch nur gesehen hätten. Sarah Jessica Parker ist am Theater gerade mit der Komödie „Once Upon A Mattress“ erfolgreich und wurde jüngst von Matthew Broderick geheiratet. Broderick filmt gerade „Godzilla“ in Big Apple. All das ist die schreckliche Wahrheit, und ebenso schrecklich wahr ist, daß alle Schauspielerinnen und Schauspieler kurzsichtig sind und zu Hause heimlich Brillen tragen (Fotos liegen uns vor).

Leser! Eine weitere schreckliche Wahrheit mag Ihnen schon geläufig sein: der Mangel an wirklich lustigen Filmen. Freuen Sie sich deshalb auf „Private Parts“ mit Howard Stern. Stern, einst nur ein häßlicher Provinz- Radiomoderator, jetzt aber auf Long Island wohnhafter „King Of All Media“ der USA und infolge dieser Macht sexy, siegte durch clevere Ausbeutung der Geschmacklosigkeiten und Gemeinheiten, die sein Leben begleiteten. Traumata verlangen Rache.

Leser: Wahre Kunst ist nicht nur unterhaltend, sondern immer auch lehrreich. Hauen Sie Ihre Chefs in die Pfanne – so wie Howard die mobbende NBC- Chefetage in die Pfanne haut, und kriegen Sie am Ende doch das schönste Mädchen. (Oder, noch besser, den schönsten Jungen!) Anke Westphal

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