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Wettskandal im europäischen FußballManipulation in der Königsklasse

Qualifikationsspiele für UI-Cup und Championsleague sollen manipuliert worden sein, um Wettbetrügern Millionen zuzuschieben. Das muss die Uefa nun einräumen.

Nichts mehr wie früher: Uefa-Präsident Platini (rechts in Durban auf WM-Vorbereitung mit Beckenbauer) macht sich Sorgen um den Fußball. Bild: dpa

BERLIN taz Nun hat sie es zugegeben, die Europäische Fußballunion Uefa. So manches Ergebnis in von ihr veranstalteten Fußballwettbewerben ist wohl nicht auf sportliche Art zustande gekommen. In 15 Fällen besteht für die Uefa der akute Verdacht, dass von außen Einfluss auf Partien des UI-Cups, der Uefa-Cup-Qualifikation beziehungsweise der Qualifikation für die Champions League genommen wurde. Es geht um Wettmanipulation. In einem Fall scheint die Faktenlage so klar zu sein, dass sogar schon die Disziplinarkommission mit dem Fall betraut wurde. Die kann nun Strafen aussprechen gegen die beteiligten Vereine. Dabei geht es um ein Spiel der zweiten Runde des UI-Cups in diesem Jahr. Die Ermittlungen laufen also schon seit geraumer Zeit.

Nichts davon jedoch drang bis zu diesem Wochenende an die Öffentlichkeit. Schnell wurde der Verdacht zurückgewiesen, auch ein Qualifikationsspiel zur nächsten Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz sei manipuliert worden. Dennoch lag ein Schatten über der feierlichen Auslosung in Luzern für das Turnier im nächsten Sommer.

Denn die Uefa zeigt sich ziemlich ratlos. Sie weiß nicht mehr, wie sie ihre Wettbewerbe vor dem Einfluss der Wettmafia schützen soll. Michel Platini, Präsident der Uefa, hat in der vergangenen Woche bei der EU-Konferenz über Gewalt im Sport auch über das Thema Wettmanipulation gesprochen. Zum Schutz der Wettkämpfe setzt er auf die Hilfe europäischer Ermittlungseinheiten und hofft, dass Europol das Thema Wettmanipulation in die Bedrohungs- und Gefährdungsanalyse zur Organisierten Kriminalität aufnimmt.

Zwei Jahre, nachdem die Betrügereien des Schiedsrichters Robert Hoyzer den deutschen Fußball erschüttert haben, zwei Jahre, nachdem Mafiosi aus Asien die belgische Liga regelrecht durchmanipuliert haben, wird nun also wieder über den schier unkontrollierbaren Markt der Fußballwetten diskutiert. Dem Spiegel liegt offenbar eine Liste von 26 auffälligen Spielen vor, die von Wettanbietern gemeldet worden waren. Nach Recherchen des Nachrichtenmagazins ist es vor allem bei Spielen von Clubs aus Estland, Finnland, Serbien, Albanien, Litauen, Bulgarien und Mazedonien zu Unregelmäßigkeiten gekommen.

Merkwürdig hohe Wetteinsätze sollen vor allem in Asien getätigt worden sein. Dort wird das Zentrum der globalen Wett-Mafia vermutet. Von dort werden die Sportereignisse der Welt beobachtet. Es wird auf Mannschaften gewettet, die kaum einer kennt. Bei entsprechendem Einsatz sind selbst bei den scheinbar bedeutungslosen Spielen Millionengewinne möglich. Doch auch vor der großen Sportprominenz scheint die Wettmafia keine Scheu zu haben, das legen die Nachforschungen zu Wettmanipulationen im Tennissport nahe.

So ist Russlands bester Tennisspieler derzeit nur noch ein Schatten seiner selbst. Nikolaj Dawidenko wird vorgeworfen, absichtlich Spiele manipuliert zu haben, damit eine dunkle Szene von Sportzockern mit Außenseiterwetten große Kasse machen kann. Sein Davis-Cup-Team hat ihn nun aus der Schusslinie genommen. Beim Finale um den Davis-Cup, das Russland an diesem Wochenende in Portland schnell mit 0:3 gegen die USA verloren hatte , wurde er für die Einzelspiele nicht nominiert. Er gilt als schwer vermittelbar in diesen Tagen.

Wer den Turnierzirkus verfolgt, weiß, dass eine Horde von Zockern mit den Profis um die Welt reist, die Spieler beobachtet, sie bisweilen bearbeitet. Etliche Profis haben inzwischen zugegeben, von dubiosen Gestalten zur Manipulation eines Spiels aufgefordert worden zu sein. Wie viele Profis mitgespielt haben? Man weiß es nicht.

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