Wettlauf um die Grünen-Spitze eröffnet: Jung, grün, engagiert
Annalena Baerbock will Parteichefin werden. Drei Wochen nach Ende der Jamaika-Gespräche kommt bei den Grünen Bewegung in die Personaldebatte.
Die Potsdamerin hat sich mit der Entscheidung nicht leicht getan. Ihre Töchter sind zwei und sechs Jahre alt, sie ist sowieso schon viel unterwegs – zuletzt war sie Mitglied im Jamaika-Sondierungsteam der Grünen, verantwortlich für das Thema Europa, und schlug sich die Nächte mit Kollegen von Union und FDP um die Ohren.
„Dass gerade so viele aufgrund der Kinder bei diesem Job so hadern, mich eingeschlossen, zeigt, dass auch wir weiter an den Strukturen für Familienvereinbarkeit arbeiten müssen“, sagt die in Hannover geborene Wahl-Potsdamerin. „Mehr als Team agieren, und die Doppelspitze auch wirklich im Sinne des „Doppelt hält besser“ leben“, so will sie das machen. Mit wem als Co-Chef? Das ist noch offen.
Eine streitlustige Partei wie die Grünen zu führen, ist nicht einfach, das weiß Baerbock auch aus vier Jahren als Landesvorsitzende der Brandenburger Grünen. „Klammertexte, Änderungsanträge, modifizierte Übernahmen, das ist voll mein Ding“, sagt sie. Vor Parteitagen handelt sie in der Antragskommission nächtelang Kompromisse aus. Die manchmal tiefen Gräben zwischen linkem Parteiflügel und Realos würde Baerbock gern produktiv nutzen: „Unseren vermeintlichen Widerspruch von radikal und staatstragend gilt es als Stärke zu begreifen, auszufechten oder auch zu leben, statt ihn mit PR zuzukleistern.“
Bei den Grünen ist die resolut auftretende Politikerin seit 2005. Vier Jahre lang war sie im Vorstand der Europäischen Grünen. Im Bundestag sitzt Baerbock seit 2013.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut