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Wettbetrug in SpanienDer verdunkelte Skandal

Auch in Spanien sollen Spiele verschoben worden sein. Der Fußballverband macht kaum Aufklärung. Über bis zu 300 verschobene Spiele wird spekuliert.

"Jeder wettet, wo er will. Das ist kein Verbrechen", Juan Carlos Ceballos, Fußballer. Bild: dpa

MADRID tazJetzt hat auch Spanien einen Wettskandal. Anfang der Woche leitete der spanische Fußballverband RFEF gegen mehrere Profis Ermittlungen ein. In einem nur 15 Zeilen langen Kommuniqué ist die Rede von "disziplinarischen Untersuchung gegen verschiedene Fußballspieler mit Lizenz für nationale Wettbewerbe". Wer, wo und was - darüber schweigt sich der mächtige Verband aus.

Die Untersuchungen wurden eingeleitet, nachdem die Uefa die Spanier verständigt hatte. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bisher noch nicht. Der Fußballverband habe die nötigen Unterlagen nicht weitergeleitet. Selbst der Staatssekretär für Sport wurde vom Verband nicht informiert. Er erfuhr von dem möglichen Skandal, als die Presse ihn dazu interviewen wollte.

Erst als der Zweitligist UD Las Palmas auf seiner Webseite eine Erklärung veröffentlichte, in der sieben Spieler namentlich als Teilnehmer illegaler Wetten genannt werden, fiel der Verdacht auf ein Spiel aus der zweiten Liga im vergangenen Jahr. Das Treffen zwischen UD Las Palmas und Rayo Vallecano war damals 0:0 ausgegangen. Die sieben Fußballer, darunter der heute in der ersten Liga spielende Torwart von Real Zaragoza, Javier López Vallejo, sollen an illegalen Wetten teilgenommen haben.

Die Verdunkelungspolitik des spanischen Verbandes öffnet Spekulationen Tür und Tor. Laut einem Artikel der Sportzeitung Marca könnten bis zu 300 Spieler in illegale Wetten und den Kauf von Ergebnissen verwickelt sein. Mit einem "Tsunami" vergleicht das Blatt das, was Spaniens Fußball blühen könnte. Woher die Zahlen stammen, dazu schweigt sich Marca aus.

In Spanien sind private Onlinewetten erlaubt, werden aber weder vom der Regierung noch sonst einer Institution überprüft oder geregelt. Laut Angaben der Tageszeitung El País sollen 37 Wettveranstalter in Spanien mit privaten Fußballwetten im Jahr 2008 rund 75 Millionen Euro verdient haben. 86 Prozent davon sollen die Großen der Branche - Miapuesta, Bwin, Betfair, Bet365 und Unibet eingenommen haben. Die Onlinewettbüros seien alle in anderen EU-Staaten sowie Malta und Gibraltar angemeldet. Dort lassen sich Steuern sparen.

Die des Wettbetrugs Verdächtigen haben keine hohen Strafen zu befürchten. Denn ein Gesetz, das den Betrug im Sport ahndet, ist zwar von der Regierung geplant, aber noch nicht vom Parlament verabschiedet. Nur in der Comunidad de Madrid ist die Teilnahme der Spieler und Trainer an solchen Wetten zu Veranstaltungen untersagt, an denen sie direkt beteiligt sind. Und beim Tabellenführer FC Barcelona unterschreiben die Spieler in ihrem Vertrag, nicht auf Fußballereignisse zu setzen.

Die auf der Website von UD Las Palmas genannten Spieler bestreiten die Vorwürfe. "Ich habe damit nichts zu tun", erklärte López Vallejo in einer Pressekonferenz. Und Juan Carlos Ceballos, Verteidiger beim Zweitligisten FC Córdoba, tritt gar die Flucht nach vorn an: "Viele Spieler wissen Dinge aus dem Fußball. Jeder wettet, wo er will, das ist kein Verbrechen. Mit meinem Geld mache ich, was ich will. Es sind kleine Mannschaften, daran ist nichts Schlechtes", erklärte er.

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1 Kommentar

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  • Q
    Querdenker

    Dass die spanische Justiz bzw. der spanische Fußball-Verband weitesgehend untätig bliebt wundert mich nicht wirklich.

     

    Gleiche Handhabung erlebt man bei der Operation Puerto bzw. beim Radprofi Alejandro Valverde, wo eindeutige Beweise zum Doping nicht ausreichen, um ein Verfahren einzuleiten. Im Gegenteil: Valverde wird als Nationalheld gefeiert und darf ungeachtet aller Indizien sich noch mit dem Sieg der Vuelta schmücken. Es bleibt zu hoffen, dass zumindest der CAS im Fall Valverde die einzig richtige Entscheidung trifft.

     

    Den Iberern scheint Sportbetrug nicht sonderlich zu interessieren, Hauptsache die Resultate stimmen.