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Westprofessoren in der Wagenburg

■ Westprofessoren verwahren sich gegen Vorwurf, die Humboldt-Universität sei "Kaderschmiede" Dürkop steht zu "politischer Verantwortung" für unterbliebene Kündigungen und will im Amt bleiben

Die „Kündigungsaffäre“ sorgt an der Humboldt-Universtät für einen bislang unbekannten Wagenburg-Effekt: Auch Westprofessoren setzen sich nun gegen den Vorwurf zur Wehr, an der Humboldt-Universität sabotierten ehemalige Kader den Erneuerungsprozeß. Entsprechende Vorwürfe waren lautgeworden, nachdem die Universitätsverwaltung ihr ungeheures Kündigungspensum von rund 1.000 Entlassungen bis Ende letzten Jahres nicht geschafft hatte.

179 wissenschaftliche Mitarbeiter stehen so sechs Monate länger auf der Gehaltsliste. Er sei es leid, sagte gestern Vizepräsident Hasso Hofmann, daß er von politisch Verantwortlichen „nichts als vergangenheitsbezogene Mißtrauensbekundungen“ höre. Der aus Würzburg kommende Rechtsphilosoph erwarte sich „Signale für die Zukunftsentwicklung“ und keine Vorwürfe gegen die „Kaderschmiede“ oder „rote Socken“. Er sei sich wegen dieser Vorwürfe nicht mehr sicher, ob er an der richtigen Universität arbeite, sagte Hofmann in einer persönlichen Erklärung.

Der Dekan der Juristischen Fakultät, Detlef Kraus, der ebenfalls aus dem Westen ist, forderte „eine große Koalition“ für die Universität. Es gelte aufzuklären, warum die Kündigungen unterblieben seien. Dabei müsse stets im Auge bleiben, unter welch außergewöhnlicher Arbeitsbelastung dies habe erfolgen müssen. Kraus meinte, disziplinarrechtliche Ermittlungen behinderten die Klärung der Gründe für die unterbliebenen Kündigungen. Als Jurist müsse er den Betreffenden raten, dann „überhaupt nichts mehr zu sagen“. Offenbar hat die Senatsverwaltung für Wissenschaft und Forschung, entgegen ihren Ankündigungen, noch keine Disziplinarmaßnahmen eingeleitet. In einer Presseerklärung nach der Sitzung der Personalkommission der Humboldt-Uni war von einer „politischen Motivation“ für die unterlassenen Kündigungen nicht mehr die Rede.

Wie die Präsidentin der HUB, Marlis Dürkop, mitteilte, sind nun alle ausstehenden Kündigungen bearbeitet. Dürkop will nach eigenen Worten zu ihrer politischen Verantwortung stehen; an Rücktritt denke sie dennoch nicht. Dürkop bezog ihre Kritik auf Teile der CDU, der Wissenschaftsverwaltung und „auch auf Kreise der Professoren“. Christian Füller

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