Werbung: Charité braucht Krisenexperten
Die Uniklinik beauftragt die PR-Agentur Scholz & Friends mit der Öffentlichkeitsarbeit zur Sanierung ihres Bettenhochhauses in Mitte.
„Die Sanierung des Bettenhochhauses wird großes öffentliches und mediales Interesse hervorrufen“, glaubt die Charité. „Die Großbaustelle birgt Chancen und Risiken, daher möchte die Charité alle internen und externen Zielgruppen in der Bauphase ansprechen und mitnehmen“, heißt es in der Ausschreibung, mit der die Uniklinik nach „PR-Experten“ gesucht hat. Drei Unternehmen bewarben sich, die Charité entschied sich für die Werbe- und PR-Agentur Scholz & Friends. Wie viel die Öffentlichkeitsarbeit kostet, teilte die Charité nicht mit.
Das gut 80 Meter hohe Hochhaus mit seinen 800 Betten wird ab Herbst 2013 voraussichtlich drei Jahre lang kernsaniert und erhält eine neue – weiße – Fassade. Das Gebäude wurde 1982 in Ostberlin errichtet und ist seit Jahren marode. Für die Patienten entsteht auf der anderen Seite der Luisenstraße ein vierstöckiger Behelfsbau, der aus 150 containerartigen Modulen zusammengesetzt wird. Durch einen Tunnel werden die Patienten von dem Behelfsgebäude zur Operation und wieder zurück geschoben. 185 Millionen Euro sind insgesamt für die Sanierung des Bettenhauses veranschlagt, davon drei Millionen Euro Miete für den Behelfsbau.
Die Charité befürchtet offenbar, dass bei dem Umbau nicht alles glatt laufen wird. Die PR-Experten sollen nämlich auch ausdrücklich für „Krisenkommunikation“ zuständig sein. Ansonsten machen sie das übliche Geschäft der Öffentlichkeitsarbeit: „zielgruppengerechte Ansprache (Mitarbeiter, Patienten, Politik, Anrainer, etc.)“ oder „Erstellung von Printprodukten“. Gefordert ist auch „Storytelling“, also die Fähigkeit, auch die schlechtesten Nachricht noch durch die Einbettung in eine schöne Geschichte in ein besseres Licht rücken zu können.
Klaus Dittko, Geschäftsführer des PR-Bereichs von Scholz & Friends, nutzte bereits die Gelegenheit, um sein Können unter Beweis zu stellen. Zum Gewinn des Auftrags teilte er mit: „Dialog und Transparenz werden die Grundpfeiler der Kommunikation bilden, um die Akzeptanz für die Baumaßnahmen bei allen Stakeholdern zu stärken.“ Das hört sich doch wirklich gut an, nicht wahr?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen