■ Querspalte: Werbung via Post
Frau Q. ist beschissen worden! Sie hatte nämlich an ihrem Briefkasten keinen Aufkleber, der die Christel oder den Christian von der Post mehr oder weniger höflich auffordert, „bitte“ oder „gefälligst“ keine Werbung hineinzustopfen, da man sich weder für die Weight-Watchers noch für Fußpflegesalons und erst recht nicht für die Pfarrjugend interessiert. Meistens potenziert sich das Ärgernis dadurch, daß die Hochglanzbroschüren nicht mal recycel- oder kompostierbar sind.
Das freilich bekümmerte Frau Q. weniger, denn sie ist eins dieser unverbesserlichen Wiederholungsopfer von Kaffee- und Butterfahrten, Veranstaltungen, die Schnäppchenjäger ködern sollen; Sparen ist ja momentan „mega-in“, nur ist diese Vokabel den HeizdeckentouristInnen nicht so geläufig wie den aufgeklärten Konsumverweigerern mit besagtem Aufkleber am Briefkasten... Spöttisch lächelnd entsorgen sie „Werbeverkaufsveranstaltung“ zusammen mit „Altkleidersammlung“ und „CDU-Rundbrief“ im Postfach der seit Monaten leerstehenden Nachbarwohnung. Aber wehe, wenn der Giftköder in „große Hände“ fällt, die zu dem immer wieder bespöttelten „kleinen Kopf“ gehören!
Wer kann schon der Megapackung LAXIFIX widerstehen, wenn er oder sie die Jahrespackung Klopapier dazubekommt? „Brauch' ich nicht“ bleibt ihnen im Halse stecken, wenn es um fünfzig Liter Schuppenshampoo zum Preis von zehn Litern geht, selbst wenn mit dem Angebot die Verpflichtung zum Erwerb von drei Kilo Hämorrhoidensalbe verbunden ist. Wer kann denn da schon nein sagen!?
Zurück zu Frau Q.: Statt des versprochenen „BIO-Garsystems“ gab es „bes. fakultativ“ halbe Enten, die sich auf der Rückreise, mangels Kühlung, in „BIO- Gassysteme“ verwandelten. Ob es nun als Zusatzgeschenk die Superfamilienpackung „SALMONELLEX“ oder „bes. fakultativ“ die Rufnummer der Giftnotrufzentrale gab, war nicht in Erfahrung zu bringen. Suzanne Barkawitz
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