Werbung im Stadtbild: Blondinen als Blickfang unerwünscht

Die Grünen wollen strengere Regeln für Großflächenwerbung in der Stadt. Die SPD-Fraktion sympathisiert mit der Idee.

So viel geballtes Blond ist manchem zuviel Bild: REUTERS

Die Charité war eingehüllt in Autowerbung, das Charlottenburger Tor wurde von der Blondine eines Telefonanbieters umspannt: Großflächige Werbung hat in Berlin mancherorts die traditionellen Sehenswürdigkeiten als Blickfänger verdrängt. Die Grünen machen nun gegen die massiven Eingriffe ins Stadtbild mobil - und stoßen dabei auf offene Ohren in Senat und Abgeordnetenhaus.

"Wir wollen, dass alle Werbeflächen an öffentlichen Gebäuden auszuschreiben sind", sagte am Mittwoch die Abgeordnete der Grünen-Fraktion, Claudia Hämmerling. Dadurch könnte die Zahl der Werbeflächen insgesamt zurückgehen und das Land Berlin gleichzeitig deutlich mehr verdienen. Hämmerlings Fraktion hat einen entsprechenden Antrag ins Abgeordnetenhaus eingebracht, der in den nächsten Wochen beraten werden soll. Die Politikerin verwies auf das Beispiel Hamburg. Das Land habe seine Einnahmen aus Großflächenwerbung nahezu versiebzehnfacht, seit es ausschreibe. In den kommenden 15 Jahren nehme Hamburg demnach 508 Millionen Euro ein.

In Berlin seien die Regelungen komplizierter, konterte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Das Land habe mit der Wall AG Verträge über Werbung an Toilettenhäuschen und Bushaltestellen, die bis 2018 laufen. Wie viel Geld dabei bisher in die öffentlichen Kassen geflossen ist, konnte die Verwaltung am Mittwoch nicht sagen. Für den Großteil der Werbeflächen seien aber die Bezirke zuständig, sagte Sprecherin Manuela Damianakis. Diese schließen oft Vereinbarungen mit Dritten - etwa mit der Stiftung Denkmalschutz, die unlängst in die Schlagzeilen geraten war. Sie hatte etwa am Charlottenburger Tor und an der Baustelle der U-Bahn-Linie 5 werben lassen. Der Rechnungshof rügte diese Vergabepraxis als intransparent.

Zweiter Kritikpunkt Hämmerlings ist die Werbung an privaten Gebäuden. "Für private Flächen und Fassaden muss es erst einmal einen Katalog geben, wo Werbung geht und wo nicht", sagte die Abgeordnete. "In unmittelbarer Nähe von Denkmälern etwa soll Großflächenwerbung ausgeschlossen werden." Sie kritisierte, dass Baugerüste oft als Werbeflächen stehenblieben, obwohl teils jahrelang nicht gebaut werde. Die Grünen fordern, die Bauordnung zu überarbeiten.

Dem will sich die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus nicht verschließen. Deren baupolitischer Sprecher, Michael Arndt, will den Grünen-Antrag sorgfältig prüfen. Notfalls sei eine Änderung der Bauordnung nötig. Das Regelwerk war erst vor wenigen Jahren liberalisiert worden. "Aber jetzt ist eine wünschenswerte Diskussion über das Stadtbild angestoßen worden." Auch Damianakis beklagte, es sei tatsächlich ein "Wildwuchs" in der Stadt. In der "einen oder anderen ästhetischen Einschätzung" gebe sie Hämmerling recht.

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