Werbung gaga: CMA soll SED werden

Die CMA, die für "Bestes vom Bauern" wirbt, will ihr angekratztes Image polieren - und sucht einen neuen Namen. Wie wäre es mit "SED - Super Essen aus Deutschland"?

So kennen wir die CMA: billige Schenkelklopfer fürs Image deutscher Lebensmittel. Bild: dpa

Sie will Appetit auf Milch, Hühnchen oder Brot machen. Dabei gilt sie selber als geschmacklos - die CMA, die Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft. "Ich steh auf Milch, Bubis." "Ich liebe schöne Schenkel", "Das erste Mahl vergisst man nie " Mit solchen Sprüchen hat sich die Reklametruppe mit 150 Mitarbeitern in Verruf gebracht. Nun soll alles besser werden - mit neuem Namen. Noch sucht sie danach, engagiert Kommunikationsberater. Andere machen sich derweil schon wieder lustig über sie.

Wie wäre es mit "SED: Super Essen aus Deutschland"? Oder: "Nokia - Natürlich ohne konsequent intelligenten Ansatz"? Auch denkbar: "DSDS - Deutschlands Super Duper Serviceagentur". Ernst gemeint sind diese Vorschläge nicht. Im Gegenteil: Die Landwirte, die sie in ins Internet gestellt haben, wollen die CMA - hinter ihr stehen 43 Verbände der deutschen Eier- und Fleischfabrikanten - am liebsten sofort abschaffen.

Georg Heitlinger ist Hühnerbauer und Initiator der Aktion. Er findet, dass die CMA sein Geld "verschwendet". Heitlinger zahlt - wie seine Kollegen auch - qua Gesetz seit 1969 sattes Geld für die umstrittene Reklametruppe. Damals drängten erstmals Obst und Fleisch aus dem Ausland auf den Markt. Deutschland fürchtete um das Wohl seiner Bauern - und initiierte den "zentralen Fonds zur Absatzförderung der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft". Das CMA-Budget wird aus ihm gespeist.

Die Idee: Ein Bauer kann alleine keine Werbekampagne starten, einen Werbeobolus aber kann er schon zahlen. Pro verkauftem Schwein sind das derzeit zum Beispiel 51 Cent, für 100 Eier 30 Cent. Das hört sich nicht viel an, summiert sich aber. Zusammen zahlen die hiesigen Bauern jedes Jahr rund 100 Millionen Euro in den Absatzfonds. Bauer Heitlinger hat bereits gegen die Zwangsabgabe geklagt. Und vieler seiner Kollegen überweisen die Zwangsabgabe nur noch unter Vorbehalt. Spätestens Ende dieses Jahres wird das Bundesverfassungsgericht über die Rechtmäßigkeit der Zahlungen entscheiden.

Die CMA ist in Bedrängnis. Erst Ende Januar hat sie ihr Management ausgetauscht. Sprecher Franz-Martin Rausch verspricht, die CMA richte sich nun "ganz neu" aus, werde "transparenter". Die "Markt- und Trendforschung" werde ausgebaut.

Der jüngste Coup kommt derweil im gewohnt alten Stil daher: Der Komiker Bernhard Hoecker, bekannt aus TV-Sendungen wie "Genial daneben" oder "Schillerstraße", bekennt in diesen Tagen auf Plakaten: "Milch ist meine Stärke". Zuvor haben das auch schon Schauspieler Moritz Bleibtreu oder Moderator Kai Pflaume gemacht. Diese Woche läuft die Milchbubi-Kampagne allerdings aus. Wie und mit wem die CMA künftig wirbt - das will Rausch nicht sagen. Auch die Gagen bleiben geheim. Nur so viel ist bekannt: Dieses Jahr will die CMA 60 Millionen Euro fürs Marketing ausgeben.

"Das bringt alles nix", sagt Bauer Heitlinger. Viel mehr Milch als vor fünf Jahren tränken die Deutschen derzeit nicht. Der CMA-Rebell nimmt bis zum 24. März auf der Homepage absatzfonds-abschaffen.de Vorschläge für einen CMA-Namen entgegen. Für die skurrilste Idee gibt es einen Preis: einen Lichtschalter. Heitlinger sagt: "Damit im CMA-Büro endgültig das Licht ausgemacht wird."

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