Werbepause: Höschen an, Kopf runter
Job weg und keine Ahnung, wie man sich am besten bewirbt? Kein Problem, die „Karrierestrategen“ aus Bruchsal wissen, wie das geht. Wenn Sie eine Frau sind, ziehen sie sich aus und nur ein weiß-rot gepunktetes Höschen an. Dann beugen sie sich ganz weit nach vorn, Kopf tief runter. Und jetzt raus mit dem Stinkefinger, zwischen ihren Schenkeln und auf ihrem nach oben gereckten Hintern.
Okay, ganz so bekloppt müssen Sie sich nicht präsentieren für einen neuen Job. Es reicht, wenn Sie dem Bruchsaler Unternehmen Ihre Bewerbungsunterlagen schicken. Die prüft das Onlineunternehmen dann kostenlos und gibt Ihnen Tipps, was Sie besser machen können. Vorher aber müssen Sie deren Website auf Facebook teilen. Damit versenden Sie aber auch immer den weiß-rotgepunkteten Frauenhintern mit Stinkefinger.
Was hat der mit einer erfolgreichen Bewerbung zu tun? Richtig, nix. Mit Sexismus und einem Komplettausfall an Intelligenz aber sehr viel. Findet zumindest die Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes und verleiht den „Karriere Strategen“ den „Zornigen Kaktus“, einen Negativpreis für frauenfeindliche Werbung. Die Bruchsaler Karriereoptimierer machten das Rennen unter 80 Anzeigen, die mit weiblichen Brüsten, Hintern und sexualisierten Positionen für Autos, Bier, Fliesen, Eis, Milch werben.
Eine Minijobzentrale verzichtete auf ein Bild, hatte aber einen markigen Spruch: „Hölzener Er sucht spritzige Sie zum wöchentlichen Nassmachen“. Hölzern. Spritzen. Nassmachen. Was für ein Job versteckt sich dahinter? Bademeister/in? Fährführer/in? Die Minijobzentrale braucht dringend jemanden, der ihren Auftritt optimiert. Sie sollte bei den „Karrierestrategen“ nachfragen.
Simone Schmollack
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