Werbeflächen: Telekom gewinnt Ausschreibung
Nach 28 Jahren wechselt Bremen den Werbevermarkter. Für weniger Flächen kassiert es künftig mindestens 3,9 Millionen Euro im Jahr - viermal soviel wie bisher
Die Telekom wird bis 2026 die städtischen Werbeflächen in Bremen vermarkten. Das Land erhält dafür 3,9 Millionen Euro jährlich, sowie 47 Prozent aller darüber hinaus gehenden Erlöse.
In der seit Mai 2009 laufenden Ausschreibung hat sich sich die Telekom gegen den bisherigen Vertragspartner, die ehemals kommunale Deutsche Städte Medien (DSM), durchgesetzt. Dritter Bieter soll der Berliner Außenwerber Wall gewesen sein.
Schon seit 1982 Jahren lief ein Vertrag zwischen Bremen und der DSM. Zuletzt zahlte sie für die Werberechte eine Million Euro im Jahr. 2004 war die DSM von dem Kölner Außenwerbekonzern Ströer aufgekauft worden.
Ähnlich wie in anderen Großstädten wird die Zahl der Werbeflächen in Bremen nun sinken: Statt wie bisher 1.280 werden künftig nur noch 1.100 Flächen buchbar sein. 454 der Flächen sollen für vergünstigte Kulturwerbung reserviert sein.
Alle Werbeträger werden durch modernere, hellere Varianten ersetzt. Anfangs leuchten in den Säulen und Stelen Energiesparröhren, später dann noch sparsamere LED-Elemente.
Ohne die "exklusiv für Bremen designten" Träger hätte die Telekom gar nicht erst in den Bieterstreit einsteigen können: Bremen ist die erste Großstadt, die ihre Flächen von dem Branchenneuling vermarkten lässt. 2007 gegründet, kann die Außenwerbetochter mit dem unverdaulichen Namen "Telekom Out of Home Media" bisher nur auf die Referenzen Arnsberg und Wolfsburg verweisen.
"Ja, wir sind jung," sagte Telekom-Vertreter Volker Nußbaumer bei der Vorstellung des Vertrags am Mittwoch. Deshalb sei Bremen als "Top Ten-Stadt" für die Telekom "immens wichtig".
530.000 Euro hat Bremen das Ausschreibungsverfahren gekostet. "Das war gut angelegtes Geld," sagte Bausenator Rainer Loske (Grüne). Die Stadt bekomme nun "mehr Geld für weniger und schönere Werbeflächen".
Das allerletzte Wort in Sachen Werbeflächenvertrag ist aber noch nicht gesprochen. Der bisherige Vermarkter Ströer hat noch vier Wochen Zeit, von seiner so genannten Vorpachtklausel Gebrauch zu machen. Sie gibt ihm das Recht, am Ende des Bieterwettstreits, also jetzt, das beste Angebot der Konkurrenz zu übernehmen und so den Vertrag zu behalten.
Diese Klausel hatten deutsche Kommunen vor Jahrzehnten dem DSM-Vorläufer "Deutsche Städte-Reklame" eingeräumt, um dauerhaft die Kontrolle über ihre eigenen Werbeflächen zu behalten. Der Außenwerberiese JC Decaux, der in Bremen die BSAG-Haltestellen vermarktet, hatte sich wegen der wettbewerbsrechtlich umstrittenen Klausel aus der Bremer Ausschreibung zurückgezogen.
Zurückziehen wird sich nun auch Ströer, und zwar vom Bremer Marktplatz. Dort hatte das Unternehmen im Juli, mitten während des laufenden Vergabeverfahrens, auf eigene Kosten eine digitale Infosäule für Touristen aufgestellt. Zehn weitere der - werberfreien - Säulen, die 20.000 Euro pro Jahr kosten, stellte Ströer der Stadt in Aussicht. Die steuerte eine Anschubfinanzierung von 12.000 Euro bei. Mit dem Vergabeverfahren, so behauptete Ströer damals, habe die selbstlose Geste nichts zu tun gehabt, das sei "zeitlich unglücklich zusammengefallen". Vielmehr wolle das Unternehmen mit Hauptsitz in Köln "gerne für die Stadt diese Dienstleistungsfunktion für Touristen übernehmen".
Damit ist jetzt Schluss: "Ströer baut jetzt ab, auch die Infosäule am Marktplatz", sagte gestern der Sprecher des Bauressorts, Michael Ortmanns.
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