: „Wer will, kriegt einen Krügerrand“
■ Helmut Kahler ist Chef des Betriebsrates, Mitglied der Gewerkschaft HBV und stellvertretender Aufsichtsrats–Vorsitzender der Dresdner Bank
taz: Der Chef der Dresdner Bank, Wolfgang Röller, hat im letzten Jahr gesagt, daß die WirtschaftsbezieHelmut Kahler: Das eine ist eine Erklärung der Bank, das andere ist eine Forderung der Gewerkschaft. Ich finde es absolut verständlich, was Günter Volkmar sagt. Ich gehöre aber auch zu denen, die sagen, daß die Weißen die allerletzten sind, die unter einem erhöhten wirtschaftlichen Druck zu leiden haben. Die schwarzen Bürger in Südafrika würden bitter darunter leiden. Das ist eben das Grauenhafte. Haben Sie denn im Aufsichtsrat versucht, auf die Verbindungen der Dresdner Bank mit Südafrika Einfluß zu nehmen? Nach dem ersten Aufkommen der kritischen Bewegung haben wir uns im Aufsichtsrat einen Situationsbericht über das Engagement der Bank in Südafrika vorlegen lassen. Zu diesem Zweck haben wir auch einen Vetreter der SwaBank bei uns gehabt, der uns die Verhältnisse dort geschildert hat. Die Mehrheit im Aufsichtsrat war der Auffassung unseres Vorstandssprechers Röller, daß die Dresdner Bank die deutsche Industrie in Südafrika begleiten solle. Gibt es innerhalb des Aufsichtsrats keine Überlegungen, sich von der SwaBank zu trennen? Nein, das ist noch nie in der Diskussion gewesen. Die ganze Problematik wird aber auch bei uns in der Belegschaft relativ wenig diskutiert. Per Lippenbekenntnis werden die politischen Forderungen natürlich begrüßt. Die Mitarbeiter sagen auch, daß ist ne Schweinerei, was da passiert. Aber sie trennen natürlich zwischen der politischen und der geschäftlichen Seite. Die Dresdner Bank sagt von sich, sie wolle die Regierung nicht finanziell unterstützen... Das ist richtig. Wir haben keine Anleihen, die dem Staat dort drüben ja ganz hilfreich waren. Wir haben seit Jahren den Vertrieb von Goldmünzen aggressiv überhaupt nicht mehr betrieben. Wer wirklich eine Münze kaufen will, soll einen Maple Leaf oder eine andere kaufen. Aber - die Dresdner Bank hat einen Vorrat von Krügerrand, und wer darauf besteht, bekommt ihn auch. Noch im letzten Dezember ist eine 200–Millionen– Anleihe des Energiekonzern ESCOM in den BörDa kann ich nur mutmaßen, daß das eine letzte Abwicklung gewesen ist, aus vertraglichen Gründen. Wann hat sich der Aufsichtsrat zum letzten Mal mit der Südafrika–Problematik befaßt? In einer der Sitzungen 1985 oder 86. Interview: Dietmar Bartz
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