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Wer liebt wen?

■ betr.: „Sind Lesben feministisch oder einfach schwul?“, Homotaz vom 28./ 29.6. 97

Das Gespräch zwischen Jutta Oesterle-Schwerin und Klaudia Brunst fand ich sehr interessant. Es spiegelt das Hauptproblem aller um gesellschaftliche Gerechtigkeit kämpfenden Frauen dar: die Spaltung in Wer-liebt-wen?-Lager.

Ich teile die Meinung von Jutta Oesterle-Schwerin, daß diese Aufteilung uns allen schadet. Wir werden alle von Anfang an benachteiligt, weil wir Frauen sind; die Diskriminierung als Lesbe beginnt schon deswegen „zweitrangig“, weil frau sich nun einmal zuerst ihrer sexuellen Identität bewußt werden muß.

Und – Entschuldigung, wenn das naiv klingt – ist unser Frausein nicht das, was uns primär ausmacht? Ist die Frage, ob ich Frauen, Männer oder beide liebe, wirklich das entscheidende Charakteristikum?

[...] Die wesentlichen gesellschaftlichen Benachteiligungen am Arbeitsmarkt, in Erziehung und Politik treffen Dich als Frau, nicht als Lesbe. Unsere Wünsche in bezug auf Lebensgestaltung und Sexualität sind den meisten Männern nämlich sowieso egal. Und von Männergewalt und der gruseligen Diskussion um Reproduktionstechnologien sind wir alle als Frauen betroffen.

Diese unselige Spaltung in Lesben und Heteras schadet uns allen und verhindert einen Austausch und ein gegenseitiges Profitieren beider Lebensformen. Männer bilden Bünde, wir Frauen scheinen zur Einigkeit und Solidarität nicht fähig zu sein. Anja Peters, Frauenbeauftragte,

Jusos München

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