: Wer bei Wismut arbeitete, setzte sein Leben ein
■ Sanierungskosten in Milliardenhöhe/ Erhöhtes Krebs- und Strahlungsrisiko
Berlin. Nach der Stillegung des Uranbergbaus der Wismut AG sei es in den Gebieten Sachsens, Thüringens und Sachsen-Anhalts zu einer „spürbaren Entlastung“ für Umwelt und die menschliche Gesundheit gekommen, verlautbarte Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU). Gleichzeitig teilte er mit, Strahlenuntersuchungen an verschiedenen Orten hätten eine „höhere Kontamination“ nachgewiesen, zum Beispiel auf dem Betriebsgelände von Aufbereitungsanlagen und ehemaligen Erzverladestationen. Dennoch sei die Bevölerung nicht „unmittelbar“ gefährdet. Die Sanierungskosten allein für die nächsten zehn Jahre sind offenbar höher als zunächst geschätzt. Töpfer geht von insgesamt zehn Milliarden DM aus. Bis Ende August soll ein detailliertes Sanierungskonzept dem Umweltminister vorgelegt werden. Bei den Wismut- Werken zu arbeiten, bedeute, seine Gesundheit einzusetzen. Nach der bisherigen Datenauswertung der Wismut-Archive sind etwa 7.000 Fälle von Lungenkrebs bekannt. Es handele sich insbesondere um Bergleute, die 1955 — ohne ausreichende Schutzmaßnahmen — in den Gruben gearbeitet haben. Über Bergbauarbeiter-Krankheiten wie Staublunge gebe es noch keine Angaben, sagte Töpfer. Der Minister sicherte zu, daß zur Sanierung Experten aus aller Welt zu Rate gezogen würden. Das gesamte Gebiet solle praktisch eine „internationale Ausstellung der Entsorgungstechnologie sein“ und künftig auch anderen geschädigten Regionen Hilfestellung leisten.
Töpfer äußerte sein Verständnis für die Sorge, daß von den Behörden bei Aufarbeitung und Sanierung etwas verheimlicht werden könnte. Er sagte beständige und genaue Informationen zu. Akuter Handlungsbedarf bestehe bei der Sanierung der durch das radioaktive Gas Radon belasteten Wohnungen. Messungen haben ergeben, daß in Schneeberg über die Hälfte aller Häuser mit mehr als 250 Becquerel (bq) pro Kubikmeter belastet seien. Wegen des hohen Lungenkrebsrisikos will das Umweltministerium epidemiologische Untersuchungen in der Bevölkerung durchführen. dpa
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