: „Wenn schon Anspruch, dann richtig“
■ Computerzentrum erste Mieterin im Frauenstadthaus
Am 1. April ist es im Frauenstadthaus soweit: In den ersten fertiggestellten Räumen kann das „Frauencomputerzentrum“ seine Existenzgründung feiern.
Nach einem erbitterten Kampf mit einem konkurenten hatte der Verein Frauenstadthaus im November 1989 das Alt-Bremer Haus am Hulsberg für 500.000 Mark ersteigert. Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit ist jetzt die erste Mieteinheit einzugsbereit; für Mitte April hat die künftige Inhaberin des Frauencomputerzentrum, Melanie Schütte, bereits die ersten EDV-Grundkurse geplant.
„Das Einmalige liegt in dem Gesamtkonzept des Frauencomputerzentrums,“ schwärmt Melanie Schütte, „wir werden von der EDV-Schulung, über Beratung bis hin zur Softwareentwicklung speziell für Frauen, ein breites Programm anbieten.“ Die Informatikerin entwickelt seit 1986 Konzepte für Frauen-Computerkurse, zum Beispiel für Frauen im öffentlichen Dienst.
Auch behinderte Frauen wer
den an den zukünftigen Angeboten des Frauenstadthauses teilnehmen können; ein Behinderten- Fahrstuhl wurde gerade eingebaut.
Bis zum November sollen die Bauarbeiten entgültig abgeschlossen sein. 15 Handwerkerinnen aus dem Baunebengewerbe — Tischlerinnen, Elektrikerinnen und Malerinnen — haben sich während der Um-und Ausbauarbeiten weiterqualifiziert und können Ende des Jahres ihre eigenen Betriebe im Frauenstadthaus gründen.
Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Frauen aus gewerblich- technischen Berufen sind nämlich noch immer sehr begrenzt. „Das Baugewerbe hat für Frauen ganz selbstverständlich keinen Zugang,“ sagt die Architektin Marlies Hestermann vom Frauenstadthaus dazu. Entsprechend schwierig war es für das Projekt Frauenstadthaus, Baufachfrauen zu finden. Auch jetzt werden noch Bauhelferinnen für die vier BSHG 19 Stellen gesucht.
Rund zwei Millionen Mark hat das gesamte Bauvorhaben gekostet. Privatkapital, Kredite und öffentliche Mittel wurden miteinander verknüpft. „Ein ausgeklügelten System, dessen Grundlage gewissermaßen auf Spitzfindigkeiten und Querdenken beruht,“ verrät Marlies Hestermann.
Neben EG-Mitteln und Zuschüssen vom Land Bremen, konnte das Projekt auch auf einen eigenen Fond zurückgreifen. Mit 5.000 Mark ist auch jetzt noch jede dabei, die ihr Geld zugunsten von Frauen anlegen will; 300.000 Mark sind in dem Frauenstadthaus-Fond bisher zusammen gekommen.
Das Frauenstadthaus ist außerdem eines der ersten Projekte, dem das Senatsressort Umweltschutz und Stadtentwicklung eine Regenwassernutzunganlage bewillgt hat. Der Antrag zur Finanzierung der geplanten Solaranlage steht noch aus. Doch notfalls wollen die Frauen die 14.000 Mark für die Sonnentechnik selbst aufbringen. „Wenn wir schon einen ökologischen Anspruch haben, dann auch richtig,“ findet Marlies Hestermann.
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