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Archiv-Artikel

Wenn der Körper mit dem Raume

Wenn das Selbstverständliche seine Konsistenz verliert: Der Österreicher Herbert Hofer im Künstlerhaus Frise

Räume sind etwas Selbstverständliches. Unverrückbar als Lebensraum und Areal zur Möblierung, übersichtlich als Wohneinheiten. Im Künstlerhaus Frise zeigt der Österreichische Künstler Herbert Hofer jetzt Werke, die die Unveränderbarkeit des Raumes fragend in den Mittelpunkt stellen.

Anders als etwa Gregor Schneider setzt er aber nicht auf die emotionale Gefangennahme des Betrachters, sondern auf Objekte. Mit einem Gipsguss, der eine Raumecke, Steckdose und Türscharnier zeigt, lenkt er zuerst die Aufmerksamkeit auf die strukturellen Elemente des Raumes – Ecken und Kanten –, über die wir den Raum definieren. Konsequent bleiben die Wände bis auf eine leer.

In „exit“ (Ausgang) beschreibt Hofer eine zweifache Transformation des Raumes: Er wird zuerst photographiert und dann auf Aluminiumblech aufgezogen und zu einer Skulptur gebogen. Das Räumliche wird flach, aber was zweidimensional war, wird wieder Raum. Kein Entkommen. Ähnlich ergeht es der Person auf dem Foto (dem Künstler selbst), der durch eine Ecke zu entkommen versucht, aber – nach der Transformation – doch nur wieder in einer Falz des Aluminiumblechs landet.

Auf zwei Monate war Herbert Hofer nach Hamburg ins Gastatelier der Frise eingeladen. Zwei der gezeigten Arbeiten sind in dieser Zeit entstanden: „teilverschiebung“, ein weiterer Gipsabguss, und der Videofilm „fallen (fallen lassen)“, der an frühe Body-Act-Filme von Bruce Nauman erinnert. Immer wieder ist zu sehen, wie Hofer steht – und plötzlich hinfällt. Rumms! Fällt er oder lässt er sich fallen?

Nicht immer, so Hofer, sei die Verzerrung der Raumes das Resultat subtiler Verschiebungen – einer verdrehten Ecke, eines engen Gangs, einer verrückten Wand. Auch eine physische Wahrnehmungsstörung – Rumms! – ein Sturz, Atemnot, Panik, könne die Welt grundlos verfremden. Wer auf dem Boden liegt, sieht die Welt mit anderen Augen. Christian T. Schön

Fr–So 16–18 Uhr, Frise, Arnoldstraße 26-30; bis 28. August