: Wenn der Flaschensammler beseelt guckt
Ein Stromkasten an einer viel befahrenen Straße. Auf dem Stromkasten zwei Bierflaschen, fast leer. Leichte Beute, denkt sich der Flaschensammler, der mit seinem Fahrrad unterwegs ist. Er hält an, stellt das Fahrrad ab, nähert sich der Beute. Dann bleibt sein Blick hängen an einem Plakat, das am Stromkasten klebt. Rot ist es.
Nein, nicht von Union Berlin, die haben in Berlin-Pankow nichts zu suchen. Es ist das Rot der Linkspartei, das den Flaschenkäufer catcht. Gedankenverloren nimmt er die beiden Bierflaschen in die Hand, dreht sie routinemäßig, damit das Restbier auf die Erde rinnsalt und seine Fahrradtasche nicht verunreinigt. Gleichzeitig studiert er die Botschaft auf dem Plakat. Sie stammt von der Linken-Spitzenkandidatin Elif Eralp: „Statt Mietenwucher: Sicher Wohnen per Gesetz.“
Berlin-Pankow
410.000 Einwohnerinnen und Einwohner und damit der bevölkerungsreichste Berliner Bezirk. Zu Pankow gehören auch die Ortsteile Prenzlauer Berg und Weißensee. Der Sonderzug von Udo Lindenberg fährt nicht mehr.
Es arbeitet im Flaschensammler. Noch immer hält er je eine Bierflasche rechts und links, den Flaschenhals auf den Boden gerichtet. Das Restbier ist längst entronnen, es vergehen lange Sekunden. Dann dreht sich der Flaschensammler, guckt einen Moment in den Himmel. Er schaut zufrieden aus, als er die Flaschen in seine Radtasche verstaut. Uwe Rada
Gemeinsam für freie Presse
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen