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Archiv-Artikel

Wenn der Bischof blaue Briefe verschickt

Mitgliederschwund und Einnahmeverluste zwingen die katholische Kirche zu Kürzungen – sogar gekündigt wird 2005

HAMBURG dpa ■ Das Bistum Aachen will seinen Mitarbeitern Lohnkürzungen um 17 Prozent abverlangen – ohne Arbeitsplatzgarantie. Erste betriebsbedingte Kündigungen hat es in Aachen bereits gegeben, weitere dürften folgen. Auch das Bistum Münster schließt für 2005 betriebsbedingte Kündigungen nicht aus. Im hoch verschuldete Erzbistum Berlin will man von ursprünglich 1.300 auf 880 Stellen runter. In Hamburg ist jede fünfte Vollzeitstelle bis 2006 in Gefahr.

Gespart werden soll in vielen Bistümern an Kindergärten. Münster will 7.000 Plätze streichen. Kommunen werden als neue Träger bisher kirchlicher Kindergärten gesucht. Das Bistum Trier möchte bei Kitas 5,2 Millionen Euro einsparen.

Grund für den Mangel sind versiegende Geldzuflüsse. 2004 sanken die Kirchensteuereinnahmen bundesweit um etwa 8 Prozent. 2005 wird die letzte Stufe der Steuerreform zu Einbußen um 1,5 bis 3 Prozent führen. Außerdem wirken sich Kirchenaustritte, Arbeitslosigkeit und Überalterung aus. „Eine Versorgung an Kindergärten, Altenheimen, Schulen und Krankenhäusern in kirchlicher Trägerschaft in dem Umfang wie bisher wird es in Zukunft aller Voraussicht nach nicht mehr überall geben können“, sagte Martina Höhns, Sprecherin des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz. Nur moderat wollen die Bistümer München-Freising, Regensburg und Mainz kürzen.

Schlagzeilen machte das Erzbistum Bamberg mit der Entscheidung, künftig keine Pastoralassistenten (Laien-Theologen) mehr auszubilden. In Kirchenkreisen wird solch ein radikaler Eingriff in die Pastoralarbeit als falsches Signal kritisiert – die katholische Kirche leidet ohnehin unter Priestermangel.

Typisch für viele Bistümer ist die Lage in Limburg. Bis 2008 sollen 115 der 1.200 Vollzeitstellen wegfallen. Die Beschäftigten verzichten in den kommenden beiden Jahren auf Urlaubsgeld, Fahrtkostenzuschüsse und 60 Prozent des Weihnachtsgeldes. Das Bistum will auch 25 Prozent seiner Immobilien aufgeben.

Die mitgliederschwachen Bistümer im Osten hängen weiter am Finanztropf der Westkirche. Da deren Hilfe aber weniger wird, muss dort noch stärker als bisher gespart werden.