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Wenn das Warten beim Arzt im Eiltempo geht

Kaum habe ich mich hier in St. Pauli ins Wartezimmer gesetzt, mein Handy rausgekramt, um die Nachrichtenlage zu checken, bin ich schon dran. Der Orthopäde redet wie ein Maschinengewehr und hackt dabei mit beiden Zeigefingern auf seine Tastatur ein, aber zwischendurch stellt er sehr präzise Fragen und hört genau zu. Er untersucht mich gründlich, bis er zu dem Schluss kommt: Da ist ein MRT fällig.

Innerlich stelle ich mich auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr ein, gehe runter zur Radiologie. Ich denke, ich muss mich verhört haben, als die Frau am Empfang sagt: „Nächste Woche könnte ich Ihnen einen Termin anbieten.“ Als ich ungläubig schaue, sagt sie: „Weil der Doktor hier im Haus sitzt, mache ich mal eine Ausnahme.“

Den Termin für die Besprechung der Ergebnisse mit dem Orthopäden bekomme ich für zehn Tage danach. Alles in allem ist keine Stunde vergangen, als ich wieder zurück am Frühstückstisch sitze, und mich frage, ob das gerade wirklich alles so passiert ist. Und ob das wirklich dieses Deutschland ist, in dem angeblich nichts funktioniert.

Hamburg-St. Pauli

22.300 Ein­wohner*innen,

hat nach dem Verlust des Israelitischen Krankenhauses 1939 und des Hafenkrankenhauses 1996 noch die Endo-Klinik, unter deren Dach auch ein medizinisches Versorgungszentrum und eine Röntgenpraxis beheimatet sind.

Dass der Arzt danach wochenlang krank ist und seine Praxis zweimal den Besprechungstermin absagen muss – dafür kann ja nun wirklich keiner was.Jan Kahlcke

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