: Wenn an der Schranke was zu erleben ist
Was ist schneller, die Schranke am Pulverhofsweg oder der Umweg zum Tunnel, frage ich mich stets, wenn ich mit dem Rad auf dem Heimweg bin. An diesem Abend hab ich Pech. Zwar geht die Schranke gerade hoch, lässt aber nur vier Autos durch und senkt sich schon wieder, als ich mit dem Rad ankomme. Also gut. Warten an der Stange im Dunkeln. Nach links und rechts schauen nach Lichtern des nächsten Zugs. Langweilig ist das. Da erscheinen gegenüber drei Jungs in Winterjacken und beugen sich über ihre Schranke, halten sich daran fest.
„Hey, was habt ihr vor?“, rufe ich rüber. Als Zuggast kenne ich Durchsagen von spielenden Kindern im Gleis.
„Wir hängen uns dran“, sagt der Kleinste. „Echt? Das ist gefährlich“, gebe ich zurück. „Nein, das machen wir nicht“, beruhigt mich der Älteste. „Sind ja nicht lebensmüde.“
Hamburg-Tonndorf
15.600 Einwohner*innen, Stadtteil ohne Ortskern zwischen Rahlstedt und Wandsbek im Osten Hamburgs. Erste Erwähnung 1314 als Todendorpe. Wird von der Bahnlinie Richtung Lübeck durchschnitten.
So warten wir, Aug in Aug. Der Zug rauscht durch. Die Schranken gehen wieder hoch. Nur die eine gegenüber nicht, tatsächlich klammern sich zwei Jungs an ihr fest. Sie ächzt, schafft nur einen Meter. Der Kleinste hängt mit den Füßen in der Luft. Da hupt ein Auto. Sofort lassen sie los und gehen. Kaija Kutter
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen