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Wenn Fahrräder lauter sind als Autos

Freund Bernd W. whatsappt: „Vergiss Basketball. Das hier ist gigantisch.“ Er lockt mich von der Körbe-EM im Fernsehen auf den Sattel. Also los. Uni Urban Mobil und Verkehrsclub Deutschland haben zu „Drum and Bass on the Bike – Rollende Demo für die Mobilitätswende“ durch Aachen aufgerufen.

Von 2.000 Menschen wird nachher die Polizei sprechen, eher sind es mehr; ein schier endloser Pedaleurewurm. Es ist die wahrscheinlich größte, wohl langsamste und sicher lauteste Raddemo seit Kaiser Karl. Langsam, weil es manchmal kaum im Schritttempo voran ging. Laut, weil der englische Lastenrad-DJ Dom Whiting die Strecke mit wummerndem Technosound beschallt: vom Mischpult am Lenker, per Blue Tooth zu den mitrollenden Boxentürmen bis ans Ende donnernd vernehmbar. Dom-Stadt mal anders. Aachen bebt.

Aachen

262.670 Ein-wohner*innen.

Obwohl Aachen in der „Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen“ mitwirkt, wird hier verhältnismäßig wenig geradelt – was möglicherweise an den grässlichen Steigungen im Stadtgebiet liegt.

Unterwegs eine Passantin am Rollator: „Was ist das? Krachdemo? … Ach so, für Klima und mehr Radwege …, das ist gut.“ Die Aachener Zeitung verschweigt das Anliegen der Radelnden und titelt: „Fahrraddemo legt Autoverkehr zeitweise lahm.“ Skandal! Gepeinigte Blechdosen, von diesen Speichenheinis ausgebremst. Die deutschen Basketballer haben in der Zwischenzeit übrigens ebenfalls gewonnen. Bernd Müllender

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