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Wenn Barschel das gewußt hätte

■ SPD-Jansen gibt zu, 40.000 DM an Medienreferenten Pfeiffer gezahlt zu haben

Kiel (dpa/taz) – Fünfeinhalb Jahre nachdem der frühere Kieler Ministerpräsident Uwe Barschel tot in der Badewanne des Genfer Hotels „Beau Rivage“ gefunden wurde, wird nun ein neues Kapitel der Affäre bekannt. Wie der schleswig-holsteinische Sozialminister und damalige SPD-Landeschef Günther Jansen am Montag eingestand, hat er dem Ex-Medienreferenten Barschels, Reiner Pfeiffer, etwa 40.000 Mark zukommen lassen. Pfeiffer hatte 1987 durch seine Offenbarungen die Barschel-Affäre ausgelöst.

Jansen will, wie er am Montag in einer „persönlichen Erklärung“ deutlich machte, zusammen mit seiner Frau das Geld aus humanitären Gründen gesammelt haben, um Pfeiffer zu unterstützen, der nach dem Barschel-Tod zunächst keine berufliche Existenz hatte. Die Zahlungen wurden geheim gehalten. Jansen erklärte vor Journalisten, er habe nach der Affäre gemeinsam mit seiner Frau beschlossen, Pfeiffer zu helfen. Anfang 1988 habe er begonnen, in seiner Schreibtischschublade zu Hause in Sielbeck bei Eutin Geld zu sammeln. Anfang 1989 habe er durch den damaligen SPD-Sprecher Klaus Nilius rund 20.000 Mark in kleinen Scheinen an Pfeiffer übergeben lassen, Mitte 1990 noch einmal 20.000 Mark. Das Geld sei jeweils auf Autobahnraststätten in der Nähe von Hamburg übergeben worden. „Es ist sehr schwer, deutlich zu machen, was die wirkliche Motivation dafür war. Der Gedanke war, materiell und sozial zu helfen“, sagte Jansen.

Jansen hatte sich vor seiner überraschenden Erklärung dem schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Björn Engholm (SPD) sowie dem SPD-Landesvorsitzenden Willi Piecyk und dem SPD- Fraktionschef im Landtag Gert Börnsen offenbart. Der heutige Sozialminister, der bei seinem Presseauftritt eine Krawatte mit der Aufschrift „Nobody is perfect“ trug, berichtet, Engholm habe „stinksauer“ und mit den Worten: „Das hättest du mir nicht antun dürfen“, reagiert. Besonders ärgerlich sei Engholm gewesen, daß Klaus Nilius als „Geldbote“ in den Fall verwickelt ist. Nilius war 1987 Pressesprecher der SPD und arbeitet jetzt in der Staatskanzlei im engen Umfeld von Engholm. Dieser erklärte jedoch schon, auch er sehe für einen Rücktritt Jansens „keine Veranlassung“: der habe eben „ein außergewöhnlich menschliches Herz“.

Auf die Frage, ob das Geld nicht als „Schweigegeld“ für Pfeiffer angesehen werden könne, erklärte Jansen: „Diesen Gedanken habe ich nicht gehabt.“ Bereits im Umfeld der Affäre war vor Jahren schon das Gerücht aufgekommen, die SPD habe sehr viel früher von Pfeiffers Umtrieben gewußt, als sie offiziell zugab.

Laut Stern ermittelt jetzt die Kieler Staatsanwaltschaft gegen Pfeiffer unter Aktenzeichen 591 Js 5279/93 wegen des Verdachts auf Meineid. Er habe die Zahlungen bei einer Zeugenaussage vor dem Amtsgericht Kiel verschwiegen. Das Magazin stützt seine jüngsten Enthüllungen auf Aussagen und Bankunterlagen einer ehemaligen Lebensgefährtin Pfeiffers. Am heutigen Dienstag beginnt vor einer Großen Strafkammer in Kiel der Prozeß gegen Barschels damaligen Vize-Regierungssprecher Herwig Ahrendsen. Die Anklage wirft dem Juristen falsche eidesstattliche Aussagen vor. Die „Stimme Barschels“, als die Ahrendsen in Kiel galt, soll nach dem legendären „Ehrenwort“ Barschels für diesen gelogen haben. thosch

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