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Weniger weiße Flecken

■ Erste gesamtdeutsche Generalkarte seit 1945 erschienen

AutofahrerInnen der Ex-DDR können aufatmen. Die erste deutsche Generalkarte seit 1945 ist auf dem Markt.

Sie zeigt kaum mehr weiße Flecken, die einst militärisches Sperrgebiet kennzeichneten. Nur im westdeutschen Teil der Karte sind militärische Sperrgebiete in sattem Rot straffiert. Nicht so im östlichen Teil: „Wir hätten ja um ganz Berlin herum einen roten Ring ziehen müssen, wenn wir uns nach dem Stand gerichtet hätten, der beim Zeichnen der Karte aktuell war“, sagt Volker Mair vom Geographischen Verlag. Vielmehr sei es ihm darum gegangen, die verfälschten DDR-Karten wieder zurechtzurücken.

Nach Angaben von Fachleuten hat die SED-Regierung mit großem Aufwand die Karten des Landes fälschen lassen. Die sogenannte „Sicherheitsausgabe“ wurde auf eine Art Waschbrett montiert und so verzerrt fotografiert. Die entstandene Karte zeigte Winkel verkehrt an. Damit wollte die DDR- Armee im Zeitalter der Satellitenaufklärung den Feind täuschen.

Nun verschwinden die absichtlichen Verzerrungen. Aus dem kartographischen Niemandsland tauchen Straßen in der Nähe der früheren Grenze auf. Dennoch existieren nach wie vor weiße Flecken auf den Ost-Karten: die militärischen Sperrgebiete der Roten Armee. Zu wissen, wie die Straßen durch das Gelände der sowjetischen Armee verliefen, interessiere den Kartenleser normalerweise nicht, meint Kartograph Mair, denn: „Da darf man sowieso nicht drauf.“ Demzufolge verzeichnet die Karte auch nicht das Gebiet, auf dem der künftige Großflughafen von Berlin gebaut werden soll. Die Bewohner von Sperenberg rätseln weiterhin, ob sie vier oder sechs Kilometer neben der Startbahn wohnen. ap

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