Weniger Förderung angekündigt: Ölkartell zieht die Schrauben an
Die Opec vereinbart stärkste Produktionskürzung seit Einführung der Förderquoten. Selbst Russland und Aserbaidschan ziehen mit. Der Preisverfall geht trotzdem weiter.
Die Ölförderstaaten der Opec wollen weniger Öl auf den Markt bringen. Auf einem Treffen im algerischen Oran beschlossen die Minister der Mitgliedstaaten eine entsprechende Produktionskürzung. Wie hoch diese ausfällt, stand zu Redaktionsschluss noch nicht offiziell fest. Dem saudischen Ölminister Ali Naim zufolge einigte sich die Konferenz aber auf eine Drosselung um 2 Millionen Barrel pro Tag. Dies wäre die stärkste Senkung seit Einführung der Förderquoten 1992. Zugleich kündigte der russische Vizeregierungschef Igor Setschin an, dass auch Russland seine tägliche Fördermenge senkt. Vorgesehen sei eine Reduzierung um 320.000 Barrel, wenn die Preise auf dem gegenwärtigen Niveau verharrten.
Die Ankündigung der Opec, die rund ein Drittel des täglichen globalen Ölbedarfs von 86 Millionen Barrel liefert, blieb zunächst ohne die erhoffte Wirkung. Ein Barrel der in New York gehandelten Sorte Light Sweet Crude kostete am Mittwoch 74 Cent weniger als am Vortag und damit 42,86 Dollar. Die Nordseesorte Brent wurde in London für 46,63 Dollar je Barrel gehandelt, ein Minus von 2 Cent. Im Sommer hatte der Preis für ein Fass mit 159 Litern Öl noch um rund 100 US-Dollar höher gelegen.
Den dramatischen Preisverfall durch die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise und den entsprechenden Rückgang des Verbrauchs hat auch die beim Opec-Treffen vor zwei Monaten vereinbarte Produktionskürzung nicht verhindert. Das Problem ist, dass sich die Mitgliedstaaten einerseits häufig nicht an die von ihnen ausgehandelten Produktionskürzungen halten und den Einnahmeverlust durch die sinkenden Preise über die Menge wieder ausgleichen wollen.
Zudem springen andere Produzenten, wie zum Beispiel Russland oder Aserbaidschan, gern in die von den Opec-Staaten offiziell erzeugte Lieferlücke. Beide Staaten nahmen als Beobachter an der Opec-Konferenz teil. Die Ölstaaten brauchen eigentlich einen Preis von rund 90 US-Dollar pro Barrel, um ihre Staatshaushalte und notwendigen Investitionen in die Ölförderungen finanzieren zu können.
Laut Naimi soll die Kürzung zum 1. Januar in Kraft treten. Ölkenner wie Karin Retzlaff vom deutschen Mineralölwirtschaftsverband erinnern daran, dass derzeit große Mengen nicht nachgefragtes Rohöl in Tankern auf See oder an Land gelagert seien. Diese Lagerbestände könnten dafür sorgen, dass die Ölmärkte auch nach einer Kürzung noch für Wochen gut versorgt blieben. Inwiefern die Produktionskürzung dann für steigende Preise sorgt, ist offen.
Sobald die Wirtschaftskrise sich dem Ende neigt, da sind sich die Beobachter einig, wird der Ölpreis sehr schnell wieder steigen. Denn der weltweite Verbrauch nimmt im Trend weiter zu, während die Produktionsmengen rückläufig sind. Diese Entwicklung wird verschärft durch den nun gesunkenen Preis. Dadurch werden mehr und mehr Förderprojekte unrentabel, die bei künftig wieder wachsender Nachfrage fehlen werden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!