: Wenig Gehör für Friedens-Mandela
■ ANC-Basis bei Beerdigungen in Natal eher kampfbereit
Pietermaritzburg (taz) – Nelson Mandela hat Anhänger des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) zum Frieden aufgerufen. „Wir sollten dem Beispiel derer folgen, die Frieden machen, nicht derer, die Krieg schüren,“ sagte Mandela gestern vor 20.000 Menschen bei Pietermaritzburg in einer der am schwersten umkämpften Regionen der südafrikanischen Provinz Natal. Er sprach bei der Beerdigung von Reggie Hadebe, einem prominenten ANC-Führer in Natal und Mitglied der ANC- Exekutive, der vor zehn Tagen ermordet worden war. Der Mord an Hadebe war der vorläufige Höhepunkt einer Serie von Massakern, die im Oktober in dem Kampf zwischen ANC und Inkatha fast 200 Todesopfer gefordert hatte. Mandela machte konservative Kräfte für die Gewalt verantwortlich. „Nachdem sie die Bevölkerung nicht hereinlegen konnten, um Rassendiskriminierung durchzusetzen, versuchen sie jetzt, durch Terror ein System durchzusetzen, das einer Fortsetzung der Apartheid gleichkommen würde“.
Mandela verteidigte zwar das Recht des ANC, sich auch mit Waffen zu verteidigen. Aber er warnte Mitglieder der ANC-Armee Umkhonto we Sizwe: „Wir werden es nie erlauben, daß jemand im Namen des ANC Gewalttaten gegen die Bevölkerung verübt. Wir können es nie anstreben, zur Regierung dieses Landes zu werden, wenn wir diese Position auf dem Rücken der Leichen unschuldiger Menschen erreichen.“
Die ANC-Anhänger reagierten zurückhaltend auf Mandelas Friedensaufrufe. Sie hörten dem ANC- Präsidenten höflich zu. Der militante Führer der ANC-Jugendliga, Peter Mokaba, erntete andererseits donnernden Applaus. „Wir müssen uns als Volk erheben und zum Gegenangriff übergehen,“ sagte Mokaba. „Jetzt ist nicht der Zeitpunkt für Kompromisse und Koalitionen. Es ist jetzt Zeit zum Kämpfen.“
Die Gewaltwelle hatte die südafrikanische Regierung veranlaßt, letzte Woche etwa 2.000 Soldaten und mehr als 300 Polzisten zusätzlich nach Natal zu entsenden. Außerdem wurden zwei Bezirke südlich von Durban zu „Unruhegebieten“ erklärt. Hans Brandt
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