Weltweite Dürren: Der Klimawandel macht Ernst
Seit Jahren erschüttern Hitzewellen und Dürren halbe Kontinente. Die Extreme sind höchstwahrscheinlich Folge der globalen Erwärmung, sagen Forscher.
BERLIN taz | Die USA leiden derzeit unter einer Dürre, wie sie das Land seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat – mehr als die Hälfte aller Bezirke sind Notstandsgebiete. Jetzt melden sich US-Wissenschaftler mit einer Studie in der Fachzeitschrift Pnas zu Wort, nach der solche Hitzewellen unmittelbare Folge des Klimawandels sind
„Das ist keine wissenschaftliche Theorie mehr. Wir erleben jetzt wissenschaftliche Fakten“, sagte Studienleiter James Hansen von der Columbia Universität der Nachrichtenagentur AP. Hansens Team spricht davon, dass die Veränderung „dramatisch“ sei.
Normalerweise sprechen Wissenschaftler tunlichst nicht von Klimawandel, wenn sie einzelne extreme Wetterphänomene betrachten. Sie können in der chaotischen Erdatmosphäre zufällig aufgetreten sein. Betrachtet man jedoch längere Zeiträume, gleichen sich Zufälle aus, hervor treten die langfristige Entwicklungen des Klimas.
So arbeitet auch Hansen, Leiter des renommierten Goddard Institute for Space Studies der Nasa. Er betrachtete zunächst die Wetterereignisse von 1951 bis 1980, um herauszufinden, wie häufig weltweit die Temperaturen extrem von ihrem Durchschnitt abwichen. Damals erlebte im Schnitt jedes Jahr 1 Prozent der Erdoberfläche solche Hitzewellen. Zwischen 1981 und 2010 waren es 10 Prozent – während gleichzeitig die globalen Durchschnittstemperaturen anstiegen.
Die Forscher schreiben mit Hinblick auf die Hitzewellen 2003 in Westeuropa, 2010 in Russland und 2011 in Texas: „Wir können mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass solche extremen Anomalien ohne die globale Erwärmung nicht vorgekommen wären.“ Die Berechnungen stammen aus der Zeit vor der momentanen Hitze in den USA, die Hansen trotzdem als Folge des Klimawandels sieht.
Deutsche Wissenschaftler stimmen zu: „Wenn die globale Erderwärmung weiter so zunimmt wie in den vergangenen drei, vier Jahrzehnten, dann können wir noch mehr dieser extrem heißen Sommer erwarten“, sagte Dim Coumou vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung der dpa. Das gelte auch für Deutschland.
In den USA gilt Hansen als eine Art Übervater der Klimaforschung. Oft warnt er öffentlich mit drastischen Worten vor den Folgen globaler Erwärmung, lehnt den Bau neuer Kohlekraftwerke ab und mahnt schnelles Handeln an.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!