piwik no script img

■ WeltraumkunstMichelangelos Himmelsgewölbe

Griechenland ist die Wiege der europäischen Kultur. Berlin- Brandenburg ist die Wiege der Neuen Weltraumkultur. Ich arbeite als erster ARTronaut in der Schwerelosigkeit an Bord der Nasa- und ESA-Astronautentrainingsmaschinen in 40.000 Fuß über dem Nordatlantik. Meine Fotos, zusammengebracht mit den fliegenden Menschen in der Kuppel im Vatikan, sind in den Bewegungen identisch mit denen Michelangelos, vor 500 Jahren. Er hätte heute den Beweis für seine künstlerische Schaffenskraft in der Realität erleben können.

Der französische Cosmonaut J.P. Haignereé, hier im Bild mit mir, fliegt mich als Probanden zur Erforschung der Raumkrankheit in die Schwerelosigkeit.

Das neue Jahrtausend will mit irdischer Kunst nichts mehr zu tun haben. Kunstliebhaber machen sich ihre Kunst selber. Frei nach Beuys: Jeder ist ein Künstler. Kunstinsider verkaufen ihren Besitz, wenn noch möglich. Das Neue in der Kunst hat wieder Seltenheitswert, ist „Weltall signiert“. Die Akademiestudenten der Zukunft, die ARTronauten, die Künstler der Vergangenheit werden mit freifliegenden Menschen im „Weltall Container“ ausgebildet, der an der internationalen Raumstation, die die „Mir“ ablöst, angedockt wird. Es gibt Prioritäten wie ein Wissenschaftsmodul, aber das Kunstakademiemodul wird ab 2000 nach „oben“ geschafft. Die Akademieaktmodelle der Zukunft liegen nicht mit hängenden Haaren und Brüsten und eingedrückten Hinterteilen verzerrt auf der Akademiecouch, sondern fliegen, schwerelos, von allen Seiten sichtbar, in einer neuen Sinnlichkeit. Ich nenne den von mir entworfenen Weltraumcontainer nach dem Renaissancemaler „Michelangelo“, der schwerelos die fliegenden Menschen in der Sixtinischen Kapelle malte. Schwerelosigkeit als die Triebfeder allen künstlerischen Schaffens, die nach 500 Jahren hier zum ersten Mal in der Weltraumfahrt auch körperlich erfahren werden kann.

Von der Nasa werden Namen gewünscht, die nicht aus dem technischen Jargon stammen wie in der Vergangenheit, mit unverständigen Akronymen. Darum MICHELANGELO. Space Art ist die Kunst, die die Erde von oben bewußt macht. Künstler haben traditionsgemäß immer die großen Entdeckungsreisen begleitet. ARTronauten der Jetztzeit. Charles Wilp

Bilder aus der Schwerelosigkeit auch auf den folgenden Seiten

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen