: Weltgeist und Fußvolk
■ betr.: Lady-Di-Berichterstattung
[...] Verzeihung für Gefühle – aber beim tragischen Tod von Diana geht es nicht um Verstehen, sondern um „Volksseele“, um das Sichtbarwerden der „unsichtbaren Masse“, wie es Elias Canetti bezeichnet hat. Da wird nicht getrauert, sondern identifiziert mit einem Feindbild: zuerst negativ – die Journalisten, kollektiv „Paparazzi“ genannt, dann positiv mit einer Medienfigur, deren mediale Unsterblichkeit unbewußt die „Gafflust“ (der Leser) als Täterschaft vorführte und zuletzt die Mystisierung einer Un-Frau: Hilferuf gegen die Herrschenden einerseits (das royale Mannprinzip: den Staat) und das Gruseln in der „Todeserotik“ zum anderen. Noch einmal Canetti: Ergreifen (tun und trauern) und Einverleiben (mitsein): Bedeutung belauern und Un-Ordnung beweinen. (Die Fingerübung des Affen!)
In der weltweiten Trauer, deren Aufrichtigkeit nicht angezweifelt werden soll, könnte sich auch die Rigorosität eines neuen Fundamentalismus (früher: Faschismus) andeuten. Nikolaus Dominik, München
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