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Weltfinanzgipfel in PittsburghPolizei nimmt Gipfel-Kritiker fest

Anlässlich des G-20-Gipfels stürmen mit Maschinengewehren bewaffnete Polizisten ein Aktivisten-Camp in der Stadt.

Auch in Manila sind die Menschen unzufrieden mit den Plänen. Bild: ap

PITTSBURGH taz | Der G-20-Gipfel, der am Donnerstagabend im US-amerikanischen Pittsburgh begann, hatte noch gar nicht getagt - da wurden bereits erste Verhaftungen von Globalisierungskritikern und Umweltaktivisten bekannt. Am Mittwochmorgen schon hatte die Pittsburgher Polizei neun Greenpeace-Aktivisten in Haft genommen. Sie hatten in einem gewagten akrobatischen Einsatz ein Banner an einer der vielen Brücken entfaltet, die nahe der Innenstadt den Ohio überspannen.

Auf dem Banner warnte die Gruppe vor den Gefahren durch den zunehmenden Kohlendioxidausstoß. Kurz darauf wurden weitere fünf Greenpeace-Aktivisten auf einer anderen Brücke verhaftet, die dabei waren, ein zweites Banner zu entrollen. Passanten berichteten, die Verhaftungen seien freundlich und höflich verlaufen.

Am Mittwochabend versammelten sich in der ehemaligen Stahlarbeiterstadt zudem mehrere hundert Menschen zu Protestveranstaltungen, die unterstützt und organisiert worden waren von der "Alliance for Climate Protection", einer von Ex-Vizepräsident Al Gore gegründeten Gruppe.

Trotz des heftigen Regens und des Stillstands des Busverkehrs in der abgeriegelten Innenstadt wollten viele Neugierige hören, was Kritiker zur Reform des Finanzwesens zu sagen hatten. Einige der Teilnehmer reisten aus Städten in der Region an, so wie Dave Portee, der arbeitslos ist und aus Youngstown kommt. "Ich will, dass sich die Gipfelleute um Orte wie Youngstown kümmern, um den kleinen Mann auf der Straße. Wir brauchen dringend Arbeitsplätze", sagte Portee. "Wir befinden uns mitten in einer ökonomischen und ökologischen Krise", sagt auch Steffi Domike, 57, die bei der Stahlarbeitergewerkschaft arbeitet. "Wir müssen deshalb die neuen Energien durchsetzen."

Nicht überall ging es bei den Vorbereitungen zum Gipfel so entspannt zu. Zu Wochenbeginn hatten Anti-G-20-Aktivisten von "Seeds of Peace" die Polizei beschuldigt, unnötige Härte anzuwenden, um Aktivisten schon im Vorfeld des Finanzgipfels von Aktionen abzuhalten. Rund 30 mit Maschinengewehren bewaffnete Polizisten hatten zuvor ein Privatgrundstück gestürmt, auf dem Seeds of Peace seinen Kantinen-Bus geparkt hatte. Nach der Verhaftung von fünf Protestlern in der Nacht zum Dienstag beklagten auch freiwillige Sanitäter, die nach Pittsburgh gereist sind, um während des Gipfels verletzte Demonstranten zu behandeln, dass sie in ihrem Gastquartier von der Polizei drangsaliert worden seien. Während des Gipfels werden die lokalen Polizisten unterstützt von rund 4.000 Kräften der Bundespolizei sowie rund 2.500 Reservesoldaten der Armee.

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2 Kommentare

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  • T
    TataaDieSchallkanone

    Warum schreiben Sie nicht, dass die Polizei in Pittsburgh eine Schallwaffe eingesetzt hat? Warum erwähnt keiner die Schrotflinten mit Steinsalzladung? Das ist Wahnsinn! Als normaler Bürger kriegt man das ja gar nicht mit, was die Staaten sich mittlerweile alles erdreisten. Vielleicht sind die angeblichen NWO-Verschwörungsgeschichten doch gar nicht so falsch? Wenn ich so ein Schallwaffen-Ding auf Deutschlands Strassen sehe, dann werde ich zum ersten Mal in meinem Leben an einer Demonstration teilnehmen. Man sollte dem Polizisten in Berlin dankbar sein, dass er durch das Verprügeln eines Demonstranten mich und andere aufgeweckt hat.

  • BR
    Boykin Reynolds

    Hier war die Polizei nicht so nett. Der CNN-Korrespondent hat das Tränengas auch abgekriegt: http://www.youtube.com/watch?v=4tNk6h2_khA

    Aber es waren natürlich "Anarchisten, die die Befehle der Polizei mißachten". Ich denke dies ist das Kontrastprogramm zum Jubel-Bericht über die Stadt Pittsburgh ("Stadt des Überlebens", vom 24.9.), die dank Verträge mit dem Verteidigungsministerium und Rüstungskonzernen "überlebt" hat.