: Weltbank soll demokratisch werden
■ Öko-Konferenz der Naturschutz-Organisationen / „Berliner Erklärung“: Schuldennachlässe an den Umweltschutz koppeln
Mit einem Forderungskatalog an die Weltbank und den IWF endete am Samstag nachmittag in Berlin der dreitägige Kongreß über Umweltzerstörung und Weltbank, der von rund 140 Organisationen ausgerichtet wurde; rund 500 Menschen waren in die Freie Universität Berlin gekommen.
In dem ökologischen Teil der „Berliner Erklärung“, die zum Abschluß des dreitägigen Treffens verabschiedet wurde'stehen der ökologische Wiederaufbau in der Dritten Welt und Reformen in der Weltbank im Vordergrund. „Profit darf nicht das einzige Ziel der Weltbankpolitik sein“, heißt es in dem Papier. Auf Interesse bei Kongreßteilnehmern aus der Dritten Welt stieß der Vorschlag, ein „Internationales Kommunikations- und Kontrollnetz“ als Frühwarnsystem für Umweltprobleme aufzubauen: zunächst kursierte jedoch erst einmal eine Adressenliste, damit die Organisationen Kontakt untereinander aufnehmen können.
Den Willen zu grundlegenden Reformen bei der Weltbank vermissen die KongressteilnehmerInnen allerdings noch. Kenneth Piddington, der Leiter der Umweltabteilung in der Weltbank, der sich auf den Öko-Kongreß gewagt hatte, wurde deswegen in der Diskussion heftig kritisiert.
Die Terms of Trade für die Exporte der Entwicklungsländer müssten modifiziert und die Schuldenlast in der „unmittelbaren Zukunft“ entscheidend reduziert werden, heißt es in der „Berliner Erklärung“, die von der Vertreterin der brasilianischen „Friends of the Earth“, Magda Renner, vorgetragen wurde. Schulden, die aus ökologisch schädlichen Projekten rühren, sollen gestrichen werden. Schuldennachlässe sollen an den Schutz der natürlichen Ressourcen gekoppelt werden. Umweltverträglichkeitsprüfungen durch die von den Projekten betroffenen Menschen und Experten ihres Vertrauens sollen am Anfang künftiger Weltbankvorhaben stehen. Dabei wünschen sich die Umweltschützer Transparenz und „Demokratie im Management der Weltbank“. Vor allem kleinere Projekte für den lokalen Bedarf sollen künftig gefördert werden. Die Schuldenpolitik der internationalen Finanzorganisationen möge außerdem zum Erhalt der Biosphäre beitragen.
Einzelvorschläge waren während der drei Kongreßtage in Arbeitsgruppen an konkreten Beispielen behandelt worden. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stand dabei der bedrohte tropische Regenwald im brasilianischen Amazonas-Gebiet.
Aus Umweltschutzgruppen der USA und Dritten Welt nahmen rund 80 VertreterInnen teil. Finanziert wurde die Veranstaltung von den fünf deutschen und 35 englischen und US-amerikanischen Vorbereitungsgruppen.
Zwei Vertretern Sierra Leones wurde im letzten Moment entgegen bisheriger Gepflogenheiten von der Regierung des verschuldeten westafrikanischen Landes die Ausreisegenehmigung verweigert. Eine offizielle Begründung dafür wurde nicht bekannt.
Um eine Kontrolle über die Folgen der Aktionen der Weltbank und multinationaler Konzerne zu erhalten, wollen mehrere Umweltgruppen künftig ein computerisiertes Frühwarnsystem aufbauen. Unter der Bezeichnung „Green Net“ bastelt eine englische Gruppe zusammen mit dem US-amerikanischen „Eco Net“ seit zwei Jahren an einer derartigen Vernetzung mit Nichtregierungsorganisationen in Ländern der Dritten Welt. Informationen über bedrohte Völker werden darüber ebenso ausgetauscht wie Details über Klimaveränderungen nach Waldbränden.
Jetzt will auch der Deutsche Naturschutzring (DNR) ein Öko -Frühwarn-Netzwerk in Zusammenarbeit mit den bereits bestehenden aufbauen. Auf dem Kongress meldeten 20 Gruppen ihr Interesse an der Zusammenarbeit an.
Clara Coq
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