■ Welt Weit Grönling: Quark und t-eurer T-rödel
Bahn frei! Starten Sie mit Europas größtem superschnellem Onlinedienst in die Zukunft. Die Rennstrecke liegt vor Ihnen. T-Online – jetzt noch schneller, noch schärfer und noch billiger. Mit der neuen Software ist Höchstgeschwindigkeit kein Problem mehr.
Die CD, die in diesen Tagen an 1,6 Millionen Kunden verschickt wurde und – neben einer weiteren AOL-CD und der T- Rechnung – in meinem Briefkasten lag, scheint wie eine Flex aus dem Obi-Markt meinen Rechner zu durchfräsen. Schriller T-echno-Öttelsound, dann wirbelt das große T im schrecklichsten Schwarzblaßpink aller Zeiten über den Bildschirm und schlägt Purzelbäume. Danach werden die Klänge romantisch, und das hat seinen Grund: Zwei sanfte Stimmen lullen mich ein und erklären mir, wie t-oll das alles ist. Fast wie bei Ron Hubbard, aber der T-Sommer heißt ja auch so.
Dann ist der große Augenblick gekommen: Geblendet vom T mit dem Bindestrich, klicke ich auf „installieren“. Haben die einen Deal mit der Festplattenindustrie? 25 Megabyte ohne Brauser. Was soll's, dafür wird schließlich was geboten: die neue Software, Online-Banking (zehn Megabyte) und das neue E-Mail-Programm. Noch nie war Briefeschreiben schöner. Die Brauser (mindestens vier) brauch' ich nicht, meine sind besser. Ich unterklicke den Lizenzvertrag, ohne ihn zu lesen, das Maschinchen beginnt zu rödeln, und ich geh' Kaffee t-rinken. Ob die Zugangsdaten aus dem alten Programm übernommen werden sollen? Ja klar doch, das Paßwort weiß ich eh nicht mehr.
Noch eine T-asse, dann die T-estverbindung. Woll'n mal sehn, was der neue Backbone drauf hat. Aber was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen – das ist altes Murphy- und Naturgesetz. Die neuen Zugänge mögen meine Daten nicht. Neue Nummer, neues Glück – was habe ich bloß falsch gemacht? Nichts, die alte Nummer geht jetzt auch nicht mehr, aber mit der Not- und Reservenummer (19304 in den größeren Städten) klappt es prima.
Warum wollen die mir bloß in ihren Fehlermeldungen weismachen, daß immer alles an mir, dem Dummuser liegt? Bloß weil Gates und CompuServe das genauso machen? Vielleicht bin ich ja wirklich ein bißchen dumm. Aber eins bin ich ganz sicher nicht: saudumm.
Ich werfe die 25 Megabyte wieder von der Platte und bitte alle, die mir schreiben wollen, doch lieber die bewährten Adressen zu benutzen. Wer weiß, ob das hier jemals wieder funktionieren wird... Dieter Grönling
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
