: Weitere Atomunfälle weltweit
■ Finnland, Russland und Südkorea: Die Atomanlagen sind weltweit derzeit nicht gerade in Hochform. Japaner versuchen, die verstrahlten Arbeiter von Tokai zu retten
Berlin/Tokio (taz/dpa/AP) – Während in Japan und Südkorea noch die Ursachen der jüngsten Zwischenfälle in Atomanlagen untersucht werden, hat es schon die nächsten erwischt. Die letzte Meldung kam gestern morgen aus dem russischen Bjelojarsk im Ural. Nach einem Defekt sei der dritte Reaktorblock des russischen Atomkraftwerks Bjelojarski im Ural in der Nacht zum Mittwoch abgeschaltet worden. Grund sei Rauchentwicklung in einer der Turbinen gewesen, meldete die Nachrichtenagentur Interfax. Nach Angaben eines Sprechers des Ministeriums sind damit zwei Reaktoren des AKW derzeit außer Betrieb.
Ebenfalls in Schwierigkeiten ist das AKW in Loviisa an der finnischen Südküste. Dort trat explosives Wasserstoffgas aus. Es habe zunächst Brandgefahr bestanden, aber keine Gefahr für den Nuklearprozess, sagte eine Sprecher des Atomkraftwerks 90 Kilometer östlich von Helsinki. Der Wasserstoff sei aus Flaschen mit defekten Dichtungen ausgetreten und sollte eigentlich beim Kühlen der Turbinen helfen. Feuerwehrleute der Stadt und des Atomkraftwerks hätten das Leck überwacht.
Waren es in den beiden bisherigen Beispielen Reaktoren russicher Bauart, so haben die Südkoreaner ein Problem mit solchen kanadischer Herkunft. Im AKW Wolsong liefen durch ein Leck 45 Liter radioaktiv verseuchten Schweren Wassers aus, so das zuständige Ministerium. Die Ursache des Unfalls ist noch nicht geklärt, die Regierung arbeitet aber verstärkt daran. Den Behörden zufolge wurden 22 Atomarbeiter leichter radioaktiver Strahlung ausgesetzt. Der Zwischenfall passierte bei Wartungsarbeiten am Montag, am Dienstag erst machten ihn die Betreiber öffentlich.
In Japan begannen unterdessen die Vorbereitungen für eine Bluttransformation für den am schwersten verstrahlen Atomarbeiter von Tokai. Dort waren nach einer unbeabsichtigten Kettenreaktion mindestens 49 Menschen verstrahlt worden, darunter drei lebensgefährlich. Der 35-Jährige hatte mit 17 Sievert das 17.000fache der erlaubten Jahresdosis abbekommen; ein anderer Kollege 10, ein Dritter 3 Sievert, meldet Wise aus Paris, der World Information Service on Energy.
Die Regierung erwägt, der Betreibergesellschaft JCO die Lizenz für die Uranbrennstoff-Fabrik zu entziehen. Die Geschäftsführung soll Druck auf die Arbeiter ausgeübt haben, schneller voranzukommen. Dazu soll sie schon vor sieben oder acht Jahren die internen Vorschriften geändert haben, ohne die Aufsicht zu informieren. Die Polizei durchsuchte die Zentrale von JCO in Tokio. rem
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen